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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 119
(PDF, 68 MB)
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Spieß gebraten. - Wohl mußte bis in die ersten Jahre des neuen Jahrhunderts
hinein von Volk und Fürst noch manches Opfer gebracht werden. Schließlich
aber, weil Karl Friedrich wohl oder übel dem »Rheinbund« beigetreten war, war
aus der kleinen Markgrafschaft Baden-Durlach das Großherzogtum Baden geworden
. Viele neue Gebiete waren hinzugekommen, vor allem die überwiegend
reformierte Pfalz. Das veranlaßte Karl Friedrich nun erst recht, sein stets gehegtes
Anliegen zu verwirklichen und die beiden evangelischen Kirchen miteinander
zu verbinden. Deshalb vereinigte er schon 1807 den reformierten Kirchenrat
in Heidelberg mit dem lutherischen in Karlsruhe. Mehr konnte er selbst nicht
mehr erreichen. Denn 1811 ist er nach 65jähriger Regierungszeit im Alter von
82 Jahren gestorben. Aber was ihm so sehr am Herzen gelegen war. blieb lebendig
. Im Jubiläumsjahr der Reformation 1817 richteten Glieder der reformierten
und lutherischen Gemeinden der Pfalz eine Eingabe an die Kirchenbehörde in
Karlsruhe, in der sie dringend eine Vereinigung der beiden Kirchen wünschten.
Auf Grund dieser und weiterer Eingaben gleichen Inhalts wurde unter Großherzog
Ludwig eine »Generalsynode« einberufen, die aus 44 geistlichen und weltlichen
Mitgliedern der lutherischen und reformierten Kirche bestand. In Rötteln
wurde am 19. April 1821 als »weltlicher Wahlmann« Alt-Vogt Grether von
Tumringen gewählt (in Lörrach Oberamtmann Baumüller und Alt-Oberbürgermeister
Grether). Am 2. Juli 1821 begann die Generalsynode ihre Verhandlungen
. Ihr Ergebnis war der einstimmige Beschluß, die beiden evangelischen Kirchen
zu der »Vereinigten evangelisch-protestantischen Landeskirche« zusammenzuschließen
. Am 26. Juli 1821 wurde die Unionsurkunde unterzeichnet.
Nach ihr ist das Bekenntnis der Kirche bestimmt durch die drei reformatorischen
Bekenntnisschriften: das »Augsburgische Glaubensbekenntnis«, den »Kleinen
Katechismus Luthers« und den »Heidelberger Katechismus«. Über ihnen aber
sollte als höchste Norm das Wort Gottes stehen, wie es die Heilige Schrift
bezeugt. Es war eine feierliche Stunde, als die so lange Getrennten sich die
Bruderhand reichten und mit einem Dankgottesdienst diese erste badische
Generalsynode beschlossen.

Wie in allen Kirchen des Landes wurde am 28. Oktober 1821 auch in der Röttier
Kirche ein festlicher Gottesdienst zur Feier der Kirchenvereinigung gehalten. In
Mannheim. Heidelberg und Bretten wurden Denkmünzen zur Erinnerung an diesen
denkwürdigen Tag geprägt. Die von Bretten zeigt auf der einen Seite neben
einem Kelch die geöffnete Heilige Schrift, über der zwei Hände sich fassen, und
auf der anderen stehen die zwei Schriftworte: »Das Wort des Herrn bleibet in
Ewigkeit« und »Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater unser aller«.

Überall waren die Gemeinden froh bewegt. Nun gab es - wie bisher vielfach in
der Pfalz - keine zwei evangelischen Kirchengemeinderäte und keine zwei evangelischen
Schulen an einem Ort mehr und auch keine »Mischehen« zwischen
lutherischen und reformierten Eheleuten mehr. Es war auch keine bloße »Verwaltungsunion
«, wie in einigen anderen Landeskirchen, sondern eine volle Vereinigung
in einem gemeinsamen Bekenntnis.

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