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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 123
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0125
muntert, in der Predigt des Evangeliums wie bisher fortzufahren und die Wahrheit
nach Gottes Wort zu bezeugen« (9. Juni 1849), oder wenn in Eingaben an die
Bürgermeisterämter Haagen und Tumringen und an das Bezirksamt Lörrach gegen
die Zunahme der Tanzbelustigungen und gegen die Entheiligung des Sonntags
Stellung genommen wird (1805 war noch wegen einer Schlägerei »Purschen aus
Hauingen und Wittlingen« das Tanzen für 1 Jahr verboten und bei Übertretung des
Verbots »Arretierung und scharfe körperliche Strafe« angedroht worden).

Mit dem Einzug der Industrie ins Wiesental und mit der Gründung einer Fabrik
in Haagen (1836) waren neue Probleme aufgetaucht. So wird am 16. Oktober
1853 darüber geklagt, »daß am heutigen Sonntage ohne irgendwelche Erlaubnis in
der neuen Fabrike der H. E. Sarasin-Heußler gearbeitet worden und hiermit eine
Sonntagsentweihung begangen worden sei«, und beschlossen, »die Direktion behufs
weiteren Einschreitens, um Auskunft über diese Sache anzugehen«. - Im
Sitzungsprotokoll vom 16. Oktober 1853 ist vermerkt: »Auf die erhobene Klage,
daß in der Fabrike zu Haagen polizeiwidrig die Kinder die ganze Nacht hindurch
16 Stunden lang zur Arbeit angehalten würden, soll die Direktion behufs weiterer
Maßnahmen um schriftliche Auskunft angegangen werden.« - Am 1. Juni 1856 ist
davon die Rede, »daß die Arbeitszeit schulpflichtiger Kinder in der gleichen Fabrike
ungesetzlich auf 16 Stunden erhöht worden sei«. Es wird der Beschluß
gefaßt: »Es soll darüber Auskunft gefordert und zur Abstellung dieser Unordnung,
wenn erforderlich, Anzeige an das Bezirksamt Lörrach gemacht werden.« Im
Bescheid auf die Kirchenvisitation von 1857 unterstützt der Oberkirchenrat die
Haltung des Pfarrers und Kirchengemeinderates mit den Worten: »Die Kirche darf
hier den materiellen Interessen keineswegs die Alleinherrschaft überlassen. «-Am
2. März 1862 muß der Kirchengemeinderat erneut feststellen, daß »die schulpflichtigen
Kinder wieder zu ungesetzlicher Arbeit mißbraucht werden, indem sie
nicht nur zu lange, sondern auch zur Nachtzeit arbeiten müssen - von morgens 5
bis nachts 9 Uhr, wovon nur die Mittagsstunde und 2 Schul- oder Unterrichtsstunden
in Abzug kommen«. Es wird erklärt, daß man »laut Befehl des Großherzoglichen
Bezirksamtes Lörrach vom 26. August 1861 über diese wiederholte Gesetzesübertretung
klagend an die Behörde berichten müsse«.

Der vermehrte Einzug der Industrie, besonders von Schweizer Firmen, war eine
Folge des 1835 beschlossenen Beitritts Badens zum Deutschen Zollverein. Schon
am 2.September 1836 besichtigte Großherzog Leopold mit seiner Gemahlin und 2
Prinzen die neue Fabrikanlage. Das pfarramtliche Notabilienbuch vermerkt den
hohen Besuch, welcher beim Pfarrhaus den Wagen stehen ließ, um zu Fuß auch
dem Schloß Rötteln einen Besuch abzustatten. Beim Pfarrhaus hatte sich die
Schuljugend der Kirchengemeinde versammelt. Pfarrer Albrecht hielt eine Rede,
welche von den fürstlichen Gästen „sehr gnädig" aufgenommen wurde, und offerierte
den Prinzen und Prinzessinnen Trauben.

Manche andere neue Probleme, die durch den Zustrom so vieler Auswärtiger
(1842 waren es bereits 226 aus dem Inland und 327 aus dem Ausland Zugezogene
), durch ihr vielfach beengtes Zusammenwohnenmüssen mit seinen Gefahren

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