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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 186
(PDF, 68 MB)
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Ludwig Gebhard und dessen Frau Scholastica Maria, geborene Wieland, „ein
Württemberger aus schwäbischem Stamm, ein echter Deutscher durch Geburt
aber auch nach Gesinnung und Treue" (Marius). Schon als Knabe zeigte
er vorzügliche Anlagen und vielseitige Begabung. Sein Vater schickte ihn
1611 nach Tübingen, wo er zuerst die städtische Schule und anschließend die
Universität (1620) besuchte. Mit 17 Jahren wurde er „unter ungewöhnlichem
Beifall des ganzen philosophischen Kollegiums" Magister. Mit großem Fleiß
und unstillbarem Wissensdurst studierte er weiter." Seine Klugheit war, andere
für klüger zu halten; seine Lernmethode, daß er lernen wollte, und daß
er in geordneter Weise lernen wollte. Ein seltenes Beispiel für die heutige
Zeit, wo die Jünglinge sofort weise sind, alles wissen, von sich aus über alles
und gegen alles disputieren, niemand verehren, niemand nachahmen und sich
selbst zum Muster sind." (J. Fecht 1688).

Nach einer Hauslehrerzeit in Reutlingen bestand er mit ausgezeichnetem
Erfolg die theologische Prüfung vor der Tübinger Fakultät, die ihn daraufhin
dem Markgrafen Friedrich V. empfahl. Fünf Monate später wurde er
von diesem als Diakonus nach Durlach berufen, wo er sich während der
Pestzeit trefflich bewährte. Seit 1631 war er Pfarrer in Badenweiler, wo er
wegen des Krieges lange allein die ganze Diözese versorgen mußte. 1639
kam er nach Blansingen, „einem Dorf, das einen Wein besserer Qualität
erzeugt" (Fecht). Die letzten 32 Jahre bis zu seinem Tod verbrachte er seit
1654 in Rötteln als Pfarrer und Superintendent. „In diesen Ämtern hat er
Fleiß, Treue, Klugheit und Milde bewiesen und war immer mehr auf das
Wohl der ihm anvertrauten Herde als auf seinen eigenen Vorteil bedacht,
damit er nicht vom Irdischen zu sehr in Anspruch genommen, die himmlischen
Güter verliere" (Marius). Die durch die Zeitverhältnisse (30jähriger
Krieg) in Vergessenheit geratenen Synoden hat er wieder aufgenommen
und regelmäßig gehalten. „Und es konnte nicht geschehen, daß aus diesen
heiligen Besprechungen einer ging, der nicht klüger, besser, nicht beredter
gewesen wäre"(Fecht). Unnötige Streitigkeiten und Spaltungen wegen einiger
abweichender Glaubensmeinungen beklagte er tief. Notwendig erschien
es ihm zwar, „daß den neuerungssüchtigen Geistern ein Zügel angelegt
werde; aber für unbillig erachtete er es und für gemein, wenn manche
gleichsam vom päpstlichen Hochmut erfüllt, dekretieren und verkündigen,
man dürfe die nicht dulden, die es wagten, in unwichtigen philosophischen
Fragen anderer Meinung zu sein. Was verschlägt es auch, wenn mehrere
das gleiche Ziel nicht auf einem, sondern auf verschiedenen Wegen zu
erreichen suchen?" (Fecht). Die Philosophie hat Gebhard keineswegs verworfen
und die Vernunft als Gottesgeschenk nicht verachtet. „Aber heute
verbirgt sich unter diesem Namen ein Mischmasch und Gemengsei von
Ausdrücken, schon durch ihren Klang fürchterlich; wenn du sie nur hörst,
so jagen sie dir Furcht ein wie bestialische Ungeheuer, und wenn du sie
verstanden hast, so hast du keinen Nutzen davon. Und viele meinen, den

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