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ratsvikar in Lörrach am Pädagogium war, Ende November 1791 nach
Karlsruhe berufen wurde, wird Friedrich Wilhelm Hitzig dessen Nachfolger
in Lörrach. Nach Zandts Berufung auf die Pfarrei Otlingen rückt der
Präzeptoratsvikar F. W. Hitzig zum Prorektor des Pädagogiums auf. Bald
darauf, am 8. Juni 1796, vermählt er sich mit Sophie Wilhelmine Hitzig,
einer Base und Tochter des Eimeldinger Pfarrers Georg Wilhelm Hitzig.
Der Ehe entstammen neun Kinder, von denen die Mehrzahl bereits im
frühen Kindesalter gestorben ist. 1800 wird Friedrich Wilhelm Amtsnachfolger
seines Vaters in Rötteln. Zwei Jahre später entsteht unter Hit-
zigs Führung die „Theologische Gesellschaft", eine Vereinigung der evangelischen
Pfarrer des Wiesentals, der auch J. P. Hebel manchen wertvollen
Beitrag zugesteuert hat. 1812 wird Hitzig Stadtpfarrer und Spezial (Dekan)
in Schopfheim. 1818 übernimmt er die Pfarrei Auggen bei Müllheim, wo
ihm ebenfalls das Dekanat übertragen wird. Als Abgeordneter des Bezirks
Schopfheim - Kandern gehört er 1820, 1823, 1825 und 1828 dem Badischen
Landtag an. Der sogenannten Unionssynode 1821, deren Ergebnis
die Vereinigung der lutherischen und reformierten Kirche zur „Evangelisch
-protestantischen Landeskirche in Baden" war, wohnte Hitzig als tätiges
Mitglied bei. Die Theologische Fakultät der Universität Heidelberg
verlieh ihm die theologische Ehrendoktorwürde. 1828 siedelte er von Auggen
nach Lörrach über, wo ihm, dem „Kirchenrat", die Pfarrei an der
Stadtkirche und das Dekanat der Diözese Rötteln übertragen worden war.
Am 28. September 1842 durfte er in voller Rüstigkeit sein 50jähriges
Dienstjubiläum feiern. Am 31.August 1849 ist er nach kurzem Krankenlager
gestorben.
Friedrich Wilhelm Hitzig ist für uns noch von besonderer Bedeutung, weil
er der vertrauteste Freund Johann Peter Hebels gewesen ist. Im Kreis der
„Proteuser" war Hitzig der „Zenoides", Hebel der „Parmenides", Pfarrer
Tobias Günttert in Weil der „Vogt" und der Lörracher Aktuar August Welper
der „Bammert". Dieser 1789 im Juli begründete „Proteuserbund" wurde
später noch auf 14 Mitglieder erweitert. Zusammen mit Hitzig schreibt
Hebel das „Wörterbuch des Belchismus". 1791 macht Hebel auch zwei
Wanderungen auf den Belchen mit Hitzig. Seit Hebel 1791 in Karlsruhe ist,
entsteht mit Hitzig ein lebhafter Briefwechsel. „Wir wären insbesondere
über die Entstehung der Alemannischen Gedichte nur mangelhaft unterrichtet
, besäßen wir nicht die unschätzbaren Dokumente der Hitzig-Briefe"
(Zentner). Nach des Freundes Tod hat Hitzig „sich unermüdlich für Hebels
Werk eingesetzt und die lebendige Erinnerung an ihn den Basler und Wiesentäler
Hebelfreunden weitergegeben" (Zentner). Die eigentliche Blütezeit
des Briefwechsels Hebel - Hitzig waren die Jahre 1800 - 1812, also jene
12 Jahre während Hitzigs Zeit als Röttier Pfarrer. Schon in dem poetischen
Brief vom Mai 1792 an Pfarrer Günttert, den „Vetter Vogt", wird dem
Freund ein Kränzlein gewunden. Denn „der neu Vikari vo Löhrech" ist
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