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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 220
(PDF, 68 MB)
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daß er, da Gott ihm eine zahlreiche Familie schenkte, für die er, so gut er es
vermochte, sorgte, von der wilden Soldateska öfters aller Güter beraubt, den Seinen
an Stelle von Gold und Silber einen guten Namen und eine ehrenhafte Armut
hinterließ, meist die Schwester der guten Gesinnung. Freigebigkeit lobst du an
einem Pfarrer? Durch ständige Tugendübung, durch Opferwilligkeit gegenüber
seinen Freunden, durch Mildtätigkeit gegen Bedürftige, durch Gastfreundschaft
gegen Fremde und durch die Kosten der, wenn auch bescheidenen Unterhaltung
seiner Familie verbrauchte er seine Einkünfte. Der Habsucht, dem sprichwörtlich
gewordenen Standeslaster der Geistlichen, und schimpflichem Erwerb war er
durchaus feind. Er schädigte nicht den Nächsten mit Wucher, er hielt nicht Frucht
und Getreide zurück, um sie bei Teuerung zu verkaufen, die ihm anvertrauten
Ämter mißbrauchte er nicht dazu, sich zu bereichern, auch durch freche Zudringlichkeit
schaffte er niemanden Beschwerden, sondern in all diesen Dingen hatte er
eine königliche Gesinnung, immer nur bestrebt, ein gutes Gewissen zu behalten
und ein frommes Leben zu führen; er sprach es manchmal aus: er könne nicht zu
gleicher Zeit seinen Fleiß und seine Sorgen dem Bibelstudium und dem Sammeln
von Reichtümern widmen.

Würde und Ernst sucht man bei einem Theologen? Herzhafte und wohlüberlegte
Reden, gewählte Worte, gewichtige und beweiskräftige Gründe liebte er sehr.
Schein und allen hohlen Prunk verschmähte er in angeborener Ernsthaftigkeit,
Leichtsinn und nichtiges Geschwätz haßte er. Die Pflicht zog er dem Vergnügen,
Ernst der Heiterkeit vor, da er selbst von Natur ernst war. Fleiß verlangst du? Von
seiner unermüdlichen Tätigkeit reden die Akten unserer Kirche zum ewigen Andenken
. Niemand hielt mehr als er die Zeit zu Rat, der immer mit Arbeiten
überhäuft war, und seine Mußestunden, die andere mit unnützem Kram vergeuden
, verwandte er nur zu würdigen Beschäftigungen, außer wenn die Freunde von
ihm einen Dienst verlangten. Erfahrung und Hilfsbereitschaft braucht der Kirchenleiter
: Kein Fall kam ihm unerwartet und unbekannt, aus langer Übung konnte ihm
nichts verborgen sein, durch seine Geistesklarheit überwand er alle Schwierigkeiten
, so daß er dazu geboren schien, zweifelhafte Fragen zu lösen. Und nichts war
dem zu allen Dienstleistungen stets bereiten Mann ärgerlicher, als wenn die ihm
anvertrauten Personen Bedenken trugen, seinen Eifer in Anspruch zu nehmen, so
oft sie wollten oder es für nötig hielten, denn er glaubte mit Recht, daß es einem
Christen zustehe, einem jeden das Innerste seiner Gedanken mitzuteilen und sein
Herz zu erschließen. So oft er nach alter Sitte die Kirchen auf dem Lande besuchte
, um zu erfahren, mit welcher Treue, mit welchem Eifer, mit welchem Segen für
die Zuhörer die einzelnen Gemeindepfarrer ihr Amt ausübten, was für Fortschritte
sie machten in ihren Studien durch die tägliche Lektüre guter Schriftsteller und in
ihren Predigten, um ihre Herde zu unterrichten und durch ihr Vorbild zu bessern:
euch, die ihr noch lebt, ihr heiligen, von Gott eingesetzten Wächter, frage ich, mit
welchem Eifer, mit welcher Geistesfrische und mit welcher Energie hat er diese
Aufgabe erfüllt? Wie hat er die einzelnen ernstlich ermahnt, daß sie durch ihre
Lehre und ihr Leben Gott und dem Fürsten treu dienen, und wie dringend hat er

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