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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 273
(PDF, 68 MB)
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zwar zugesagt, war aber dann anscheinend doch nicht möglich, so daß das Gre-
thersche Familiengrab an die Nordmauer des neuen Tumringer Friedhofes verlegt
wurde. Auch was die Beschaffung einer neuen Orgel und deren Aufstellung - sie
sollte zuerst an der Westempore aufgestellt werden - betraf u.a.m. blieb noch
manches zu regeln.

Aber endlich im Frühjahr 1901 war es dann soweit, daß das Werk in Angriff
genommen werden konnte. Am 30. April 1901 schrieben der stellvertretende Bürgermeister
Ernst Knoll von Tumringen und der Rat Schreiber G.F. Knoll eine öffentliche
Versteigerung des bei der Ausräumung der Kirche sich ergebenden Bauholzes
aus. Bretter, Balken, Pfosten steigerten u.a. August Aenis, Gustav Steiger, Ludwig
Ohm, Karl Spohn, Friedrich Böhringer, Emil Brunner, Alois Griesbaum von Tumringen
und Ludwig Heidenreich, Paul Wollmann, Albert Wagner von Haagen. Im
ganzen wurden aus der Versteigerung 94,20 Mark eingenommen, eine nicht geringe
Summe, wenn man bedenkt, daß laut Rechnungen für gelernte Maurer und
Poliere ein Stundenlohn von 48 bis 50 Pfennig in Rechnung gestellt wurde.

Zur Feier des Osterfestes 1901 war die Gemeinde zum letzten Mal in der alten
Kirche versammelt. Nach Ostern „ging es in der Kirche zu wie im Krieg; Axtschlag
ertönte, Staubwolken wirbelten, die alte Orgel fiel."

Endlich nach 2 1/2 Jahren, im Herbst 1903, war das Werk vollendet. Sein
wesentlicher Teil ist der doppelgiebelige Anbau an der Südseite. Durch ihn, der
auch dem Äußeren der Kirche ein neues Bild gab, wurde der ganze Innenraum
ausgewogener, weiter und lichter. Die Butzenscheiben der gotischen Fenster dieses
Anbaus erinnern ein wenig an ein Bild des Isenheimer Altars in Colmar, an
das Bild der Verkündigung an Maria, dessen Szene in einem Kirchenraum spielt,
von dem Anton Springer sagt, er sei „der schönste Innenraum, den die deutsche
Kunst des 16. Jahrhunderts gemalt habe".

Durch die Entfernung der Orgelempore wurde der Blick frei auf das neue Ostfenster
des Chores, ein Werk des Freiburger Professors Geiges, das die Apostel
Paulus und Johannes zeigt.

Über dem Ofen schauen die von dem Maler der Kirche in Öl gemalten Bilder
Melanchthons und Zwingiis aus den ehemaligen Spitzbögen der St. Erhards-Kapelle
(heute Sakristei) ins evangelische Gotteshaus; jenes nach dem ergreifenden
Stich Albrecht Dürers, dieses nach der einzigen originalen Wiedergabe der Züge
des Schweizer Reformators, welche das Zwingli-Museum zu Zürich als kostbaren
Schatz bewahrt.

In das ganze Langhaus hinein aber, dem Paulus und Johannes des Chorfensters
entgegensehend, grüßt Martin Luther von der Brüstung der neuen Empore über
dem Haupteingang. (Die 3 Gemälde befinden sich heute alle in der Sakristei).

Einen bildnerischen Schmuck zeigt auch der Altar, der im Mittelfeld, der Gemeinde
zu, ein Mahl zu Emmaus wiedergibt, nach jenem von wundervoller Stimmung und
herrlichem Licht erfüllten Bild Rembrandts: wie sie zu Tisch sitzen „ und ihre Augen
geöffnet wurden und Ihn erkannten, da er das Brot brach". Eine fein empfundene
Zier für die Stätte, an der die Gemeinde das heilige Mahl genießt.

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