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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 294
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0296
Ein neues großes Fenster mit schönem Maßwerk läßt das Licht hineinfluten, und
wo einst der Kaplan die Messe las, versammeln sich jetzt die Kinder des Kirchspiels
zur Konfirmandenstunde.

Wir treten nebenan in das Gewölbe des Turmes ein, der von der ganzen Kirche
am zweifellosesten sich erhalten hat, so wie er einst vom Markgraf erbaut wurde.
Ein schlichtes Kreuzgewölbe überspannt den Raum, dessen Rippen auf Konsolen
sitzen, die mit Wappenschildern geziert sind und feine, bemerkenswerte Steinmetzarbeit
aufweisen. Links beim Eingang das badische (hachberg-sausenbergi-
sche) Wappen mit einer Rose unter der Konsole.

In gleicher Weise gegenüber (dem Hachberg-Sausenbergwappen) das Röttier
Wappen, den wachsenden Löwen im oberen Feld mit dem Eisenhütlein im unteren
. Bemerkenswert ist ein in Stein gehauener Kopf, der hier die Konsole trägt.

In den Steinfliesen des Bodens hat ein interessanter Fund seinen Platz erhalten:
ein Grabmal, das beim Umbau der Kirche im Langhaus, umgekehrt unter dem
Fußboden liegend, gefunden worden ist. Vielleicht hat die Zeit des Bildersturmes
es einst dort versorgt. Jahrhunderte lang hat's dann in der Erde geruht, bis eines
Tages der Pickel des Maurers es wieder ans Licht brachte. Wer ist der, den es
darstellt, in priesterlichem Gewand, den großen Abendmahlskelch in der Hand,
ein noch jugendliches Antlitz, bärtig, in der Ruhe des Todes liegend auf dem
Stein? Keine Inschrift gibt uns Kunde. Vielleicht ein Kleriker aus dem markgräflichen
Haus, der hier in der Kirche seine letzte Ruhestatt hatte; dann aufgescheucht
wurde, als man die Zeichen des alten Kirchentums sich aus den Augen schaffte,
und nun drinnen im alten Turm der Kirche wieder zu Ehren gekommen ist, so wie
es die fromme Sitte einst gehalten hat: das Antlitz gen Osten gewandt, gen Morgen
, von wo der Herr gekommen und, von wannen, seiner wartend, die Toten in
die Erde gebettet wurden.

Grabmal des Klerikers
(Dr. Annemarie Heimann)

Das Grabmal des Klerikers in der Turmkapelle ist vom gleichen Meister der
Skulpturen von Rudolf III. und der Anna von Freiburg geschaffen. Es sind dieselben
Stilelemente der Faltengebung wie bei der Frauenfigur. Die Komposition ist
etwas variiert, was von der Gewandung her bedingt ist. Der Priester ist angetan
mit zu Boden fallender Albe, darüber die weite Kasel, deren Stoffülle fast symmetrisch
herabgleitet. Eigenheiten des Stils - so die vom linken Unterarm schräg zum
rechten Fuß verlaufende große Röhrenfalte - wie der Meißelführung - die kleinen
Falten am Oberkörper z.B. lassen keinen Zweifel an der gleichen Meisterhand
aufkommen. Hier ist das Gesicht differenzierter, was vor allem daher kommt, daß
es durch keine Kopfbedeckung eingeengt wird und nicht durch dicke Farbe die
Feinheiten verwischt sind. Der jugendliche Kopf wird durch einen zarten Vierpaß-
bogen gerahmt und war ursprünglich durch die beiden Wappen zu beiden Seiten
des Kopfes identifiziert, die jedoch bei der Restaurierung 1903 dick übermalt

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