Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 320
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0322
Im Zweiten Weltkrieg sollten die Glocken bis auf die neue kleine wiederum
abgeliefert werden. Stillschweigend versuchte man aber einen Tausch vorzunehmen
. Zimmermeister Wagner, Tumringen, erklärte, es sei nicht möglich, die große
Glocke auszubauen. So lieferte man, nachdem alle drei Glocken zur Konfirmation
1942 zum letzten Mal geläutet hatten, nur die mittlere und statt der großen von
1687 die neue kleine ab. Und seltsamerweise scheint man den stillschweigend
vorgenommenen Tausch nicht bemerkt zu haben, vielleicht hat man ihn auch
wohlwollend nicht bemerken wollen. Jedenfalls blieb die große Glocke im Turm
und läutete einsam zu den Gottesdiensten und ernst und schwer zu den immer
zahlreicher werdenden Trauergottesdiensten für die fern der Heimat gefallenen
Gemeindemitglieder, ernst und dankbar zugleich dann aber auch zu dem Heimkehrer
-Gottesdienst am 1. Adventssonntag 1945.

Im Weihnachtsgottesdienst 1947 konnte der Gemeinde bekannt gegeben werden
, daß mit dem Glockenschiff „Breslau" auch unsere 1942 abgelieferte mittlere
Glocke von 1718 im Karlsruher Hafen eingelaufen sei. - Drei Wochen später, am
Sonntag, 18. Januar 1948, konnten wir sie wieder bei uns begrüßen. Am Tumrin-
ger Denkmal empfing sie ein Dankchoral des Posaunenchores, ein Loblied des
Männergesangvereins Tumringen und das Grußwort des Ortspfarrers mit der Jahreslosung
: „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn
den Weg!" Nach einem gemeinsam gesungenen Choral wurde die Glocke, begleitet
von der Jugend, den Berg hinaufgefahren und zu Füßen des Turmes aufgestellt
und am Tag danach an ihren alten Platz im Turm verbracht, wo sie Schmiedmeister
Moll, Tumringen, mit schönen handgeschmiedeten Bändern am alten Joch
befestigte, Sattlermeister Gümpel jun. den Klöppel anbrachte und Elektromeister
Spohn die elektrische Läuteeinrichtung wieder instandsetzte. Am Sonntag Remini-
scere konnte sie in einem festlichen Gottesdienst, in dem der Kirchenchor und der
Männerchor Tumringen die Lieder „Nun freut euch, liebe Christengmein..." bzw.
„Wenn die Sonntagsglocken läuten..." sangen, wieder in Gebrauch genommen
werden.

Nachdem die hohen Preise für Kupfer und Zinn stark gefallen waren, konnte bei
der Firma Bachert in Karlsruhe eine neue dritte Glocke in Auftrag gegeben werden
. Gerne reichten die Gemeindemitglieder die erforderlichen Mittel dar. Die von
Friedrich Reinert, Haagen, graphisch schön geschmückten und von der Firma
Kropf und Herz, Tumringen, gedruckten Umschläge kamen mit reichen Spenden
zurück, so daß alle Kosten gedeckt werden konnten. Auf den Rat des Glockensachverständigen
entschloß sich der Kirchengemeinderat, die frühere „h"-Glocke
durch eine schwerere „a"-Glocke zu ersetzen. Das Bronzegeläute hat dadurch statt
des früheren Dreiklangs e-g-h das musikalisch und liturgisch wertvollere alte sogenannte
„Te-Deum-Motiv" mit den Tönen e-g-a erhalten. Während in Karlsruhe
der Glockenguß vorbereitet wurde, an dem dann Pfarrer und Kirchenälteste teilnahmen
, mußten die beiden alten Glocken sich einer „Operation" unterziehen,
damit sie in sich reiner würden. So saßen denn ein Toningenieur und zwei Facharbeiter
zwei Tage in unserem Kirchturm, um mit einem Motor und Schleifscheiben

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