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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 366
(PDF, 68 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-01/0368
Damit war die Kirchspielgemeinde Rötteln fast 100 Jahre nach der Zerstörung
des alten wieder in den Besitz eines eigenen Pfarrhauses gekommen. Es war eine
bescheidene Behausung, die, wie sich später zeigte, mancherlei Mängel hatte.
Aber verglichen mit dem bisherigen Notpfarrhaus war es eine gute Bleibe. Von
diesem gewesenen Notpfarrhaus heißt es im Kirchenvisitationsprotokoll von
1749: „das Pfarrhaus sey die elendeste Hütte, die im Land gefunden werde";
ebenda 1750: „es sey noch im alten Stand und werde je länger je schlimmer. Weil
überdies auch keine Läden mehr dran seyen, so sey man nicht einmal vor Dieben
darin gesichert." 1751: „Man könne überall zu den Spältern (Spalten) hinaus sehen
." - Im Jahr 1758 klagt Pfarrer Tulla, er könne mit den 10 Klaftern Holz nicht
mehr auskommen, da seine Wohnstube mit 4 Fenstern, die so „beheb" seien, daß
man mit Finger und Hand durch die Ritzen stoßen könne, im Winter so kalt wie
im freien Feld sei."

Gegenüber dem Hausen in solch „elender Hütte" war das Wohnen in dem 1774
erworbenen Pfarrhaus schon eine erfreulichere Sache. Auch Johann Peter Hebel,
der von 1783 bis 1791 „Präzeptoratsvikarius" in Lörrach war, ist oft und gerne im
Röttier Pfarrhaus eingekehrt, und im „Spiegel der Erinnerung" erscheint es ihm in
noch freundlicherem Licht. So wenn er am 24. Oktober 1801 von Karlsruhe aus an
Pfarrer Hitzig schreibt: Weil ihm eben die Morgensonne über den Spiegel streife,
sehe er seine Freunde „im grünen weichen Lehnsessel am Ofen, während Sir
Hauspatron von seinem Ruhesitz delogirt, seitwärts am wirthlichen Tisch vor
seiner Folioausgabe vor Caffetassen sitzt und den Text mit Brodbröcklein durchschießt
, und weiterhin das fromme Weiblein sanft und still aus seinem Oktavtäß-
lein eine Musca domestica Lin. (Hausmücke) mit dem silbernen Löffelein herausfischt
oder vielmehr herausmuckt, und die Morgensonne, die vom Hünerberg
ebenfalls zuschaut, die leichten Knasterwölklein illuminirt, und die Wiese rauscht,
und auf dem Boden lang gestreckt der Hylax knurrt".

Indessen traten in den folgenden Jahren an den ja schon 1741 errichteten Gebäuden
mancherlei Schäden zutage. Zuerst an der Scheune, die sbiner Zeit nur aus
Riegelwänden gebaut worden war. Sie mußte im Frühjahr 1802 schnellstens abgerissen
werden, da sich die Giebelwände so stark gesenkt hatten, daß sie jeden
Augenblick einzustürzen drohten. - Diese alte Scheune von 1741 scheint übrigens
an einem anderen Platz als die jetzige gestanden zu sein. Denn nach dem Abbruch
empfiehlt die Bauinspektion im Einverständnis mit Pfarrer Hitzig, die neue Scheune
an einer anderen Stelle - der heutigen - zu bauen. Das entspräche auch „den
fürstlichen Interessen", da mit der Versetzung der Scheune neben den Stall und
Futtergang an der Ostseite des Hofes Stall und Scheune unter ein Dach kämen und
also die Geistliche Verwaltung statt zwei nur ein Gebäude instandzuhalten hätte.

Wo aber stand die alte Pfarrscheune? Wahrscheinlich gegenüber der heutigen
auf der Westseite des Hofes, Tumringen zu, vielleicht da, wo heute die Remise
steht. Dafür spricht, daß in dem Bericht der Bauinspektion von 16 bis 18 Schuh
hohen Strebemauern die Rede ist, denen man, da sie baufällig seien, die Last einer
neuen, aus Natursteinen gemauerten Scheune nicht mehr anvertrauen könne ohne

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