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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 1.2001
Seite: 371
(PDF, 68 MB)
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gänge. Der Speichervorplatz wird deshalb 1913 durch Riegelwände, in die eine
einfache Brettertüre eingelassen wurde, gegen den Speicher abgeschlossen. Die
Dachschräge, deren Ziegel der einzige Abschluß nach außen waren, wird verschalt
und verputzt.

Im Mai 1940 ließen die Schüsse eines schweren Eisenbahngeschützes, das auf
den Eisenbahngleisen zwischen Lörrach und Haagen in Stellung gebracht worden
war und das über Rötteln hinweg ins Elsaß feuerte, das Pfarrhaus wie von schweren
Erdstößen in seinen Grundfesten erbeben. Die Folgen waren, daß an der Südostecke
die Mauern wichen und im Studierzimmer breite Risse entstanden, durch
die man ins Freie sehen konnte. Maurermeister Strittmatter hat durch Abfangen
der gesenkten Hauswand und durch Aufmauern der stark beschädigten Mauerteile
später den Schaden behoben.

Waren schon im Sommer 1939 „Westwall"-Arbeiter im Pfarrhaus einquartiert
gewesen und zu Beginn des 2.Weltkrieges im Wohnzimmer eine Schwadronschreibstube
eingerichtet worden, während in Stall und Scheune die Pferde den
Dielenboden stampften, und im Hof die Feldküche dampfte, so wurde Ende 1944
die Bedienungsmannschaft eines Pak-Geschützes in den Pfarrhof gelegt. Sie hat
im Pfarrgarten 7 Bunker gegraben, 1 Mannschafts- und 6 Munitionsbunker, und
eine Panzerabwehrkanone auf Pivot in Stellung gebracht. Außer einem Probeschuß
auf einen Baum im Tumringer Feld ist sie jedoch nicht zum Schuß gekommen
. Als am 24. April 1945 die ersten feindlichen Panzer über der Horizontlinie
der Lücke erschienen und 2 von ihnen, von einer bei Brombach aufgestellten Flak
getroffen wurden und beim Tumringer Wasserreservoir liegen blieben, sprengten
die Kanoniere im Pfarrgarten ihr Geschütz und salvierten sich Tumringen und
Röttelnweiler zu. Die ihnen von den kurz darauf auf dem Chilft auftauchenden
Franzosen nachgesandten Kugeln verfehlten zum Glück ihr Ziel. Französische
Soldaten kamen ins Pfarrhaus. Weil sie die im Flur aufbewahrten Luftschutzhelme
und -gasmasken für militärische Ausrüstungsstücke hielten, durchsuchten sie das
Haus nach deutschen Soldaten und rückten alsbald wieder ab. Der Verzicht der
deutschen Bedienungsmannschaft, mit ihrem Geschütz vom Pfarrgarten aus über
das Tumringer Feld herabrollende Panzer unter Beschuß zu nehmen, hat das zweite
Röttier Pfarrhaus davor bewahrt, möglicherweise dasselbe Schicksal erleiden zu
müssen, dem 1678 das erste Pfarrhaus zum Opfer gefallen ist.

So grüßt es mit der Kirche und den übrigen Häusern des Chilfts noch heute ins
Tal hinab, so wie es Hermann Daur in seiner Radierung meisterhaft dargestellt hat.
Und wer das Glück hatte darin zu wohnen, der denkt nicht ohne leises Heimweh
daran zurück, wie er im Studierzimmer dieses Hauses mit dem weiten freien Blick
über das Tal sich darum bemühte, der ihm anvertrauten Gemeinde die frohe Botschaft
von der weiten, freien Gnade dessen zu verkünden, der in allem Wechsel
der Zeiten gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist und bleibt.

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