http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0022
(gesprochen „Chränzech"), wobei wir bei der heutigen mundartlichen Form des
Ortsnamens angelangt sind.5)
„Carantiacum" liegt auch mehreren französischen Ortsnamen zugrunde, was
beweist, dass der Personenname Carantius oft vorkam.61 Als Beispiele seien hier
nur Carency, Charancieu, Charancey und Charancy sowie die beiden in der pro-
venzalischen Lautform überlieferten südfranzösischen Ortsnamen Cransac (Dep.
de l'Aveyron und Dep. de l'Herault) erwähnt. Einer der zwei zuletzt genannten
Orte hieß 961 noch „caranciaco"7', woran sehr deutlich die Herkunft von „Carantiacum
" zu erkennen ist. W. Kaspers führt ebenfalls ein solches „caranciaco" von
einer Merowingermünze an und bringt daneben auch noch den Beleg „de Cheren-
tiaco" (um 1068)8t, welcher ja sehr deutlich an die für unseren Ortsnamen aufgezeigte
Übergangsform „Cherenzach" erinnert.
Welche der beiden römischen Villen auf der Gemarkung Grenzach hat nun aber
„Carantiacum" geheißen? Meines Erachtens kommt das 1935 beim Burgackerweg
festgestellte große Gebäude nicht in Betracht, da es zu weit von der späteren
alamannischen Ursiedlung entfernt lag, um noch namengebend zu wirken.91 Die
Villa an der Steingasse, die 1983/84 vom Landesdenkmalamt teilweise ausgegraben
wurde, liegt dagegen beim späteren Dorfkern, wo sich die Alamannen nach
der Eroberung des Landes im 3. oder 4. Jahrhundert niedergelassen haben. Dies
beweisen auch die fünf oder sechs Gräberreihen beim Schnittpunkt der Hauptstraße
mit der Schlossgasse und Steingasse. 101 Außerdem besitzt die Gesamtanlage
dieser Villa mit ihren Nebengebäuden in der Kronacher Straße eine wesentlich
größere Ausdehnung als die beim Burgackerweg. Schon jetzt ist nämlich durch
den bisher festgestellten Verlauf der östlichen und südlichen Umfassungsmauer
und durch andere Befunde ein Villenareal von mindestens 150 x 160 m Größe
gesichert (s. Übersichtsplan!).
Natürlich müssen die neuen alamannischen Herren hier noch auf Reste der
romanischen Bevölkerung gestoßen sein, die ihnen dann den Namen der römischen
Niederlassung „Carantiacum" vermittelt haben. Dieses in ihre Sprache aufgenommene
Wort wurde dann völlig lautgesetzlich zum mundartlichen „Chränzech
".
Die große römische Säulenvilla an der Steingasse gehört deshalb mit ihren z. T.
über 2 m hoch erhaltenen Mauern und den Nebengebäuden in der Kronacher
Straße nicht nur zu den bedeutendsten Anlagen des Hochrheintals, sondern ihr
verdankt der heutige Ort Grenzach auch seinen Namen. Somit darf die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert angelegte römische Niederlassung als die Urzelle des
Dorfes bezeichnet werden, womit sie auch von erstrangiger ortsgeschichtlicher
Bedeutung ist.
*Schon vor 17 Jahren habe ich im „Markgräßerland" 2/1984, S. 83 f. die
Herkunft des Ortsnamens Grenzach dargestellt. Die inzwischen von der „Arbeitsgruppe
Archäologie" des Grenzach-Wyhlener Vereins für Heimatgeschichte festgestellten
Nebengebäude an der Kronacher Straße zeigen nun, dass der Name
20
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0022