http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0024
Profanarchitektur in Grenzach-Wyhlen
Hennann Wider
Der Aufsatz gibt einen Überblick über das Bauen in den Dörfern Grenzach und
Wyhlen im Lauf der Jahrhunderte bis zur Zeit zwischen den Weltkriegen. Die
Kirchenbauten werden ausgeklammert.
Die ältesten Häuser
In unseren Dörfern gibt es noch eine Anzahl Häuser, die den 30-jährigen Krieg
mehr oder weniger unversehrt überstanden haben. Sie stammen in der Mehrzahl
aus den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts und können sehr wohl noch
ältere Vorgängerreste enthalten, wobei man allerdings berücksichtigen muss. dass
bis ins 15. Jahrhundert die große Mehrzahl der Bauten in Stadt und Land aus Holz
bestand.
Obwohl diese alten Häuser eigentlich zur Renaissancezeit entstanden sind, besitzen
sie noch gotische Merkmale. Dazu gehören in erster Linie ein- oder mehrteilige
Fenster, deren Fensterrahmungen und -pfosten etwas über der Bank spitz
auslaufende Hohlkehlen-Kantenprofile besitzen. Bei den mehrteiligen Fenstern ist
oft das mittlere Fenster etwas überhöht. Erhalten blieben trotz Ersatz der Fenstereinfassungen
in späterer Zeit an vielen dieser alten Häuser - wenigstens teilweise -
die Anordnung und die Formate der spätgotischen Fenster. Charakteristisch ist
deren relativ unregelmäßige, funktionale Verteilung. Die großen Stuben erhielten
breite, zwei-, drei- oder mehrteilige Fenster. Kammern einteilige, das Treppenhaus
über dem Eingang oft nur ein schmales Fenster. Solche befinden sich auch im
Giebeldreieck. Immer waren die Rahmungen mit Hohlkehlen versehen.
Verbreitet waren die Treppengiebel, die häufig einer Erneuerung zum Opfer
fielen. Seltener besaßen solche alten Häuser steinerne Kreuzstockfenster und ein
Wasserschlaggesims auf der Höhe der Fensterbänke des Obergeschosses. Die
Hauseingänge waren in den meisten Fällen mit einem Rundbogen geschlossen und
mit einer einfachen Fase versehen. Ein solcher Eingang wurde z. B. vom Vorgänger
des Grenzacher Pfarrhauses gerettet und zum Gartentor umfunktioniert. (Es
gibt in unserer Gegend allerdings auch aufwändigere Lösungen etwa mit Hohlkehlen
. Stabwerk und Eselsrücken.)
Bei uns sind die ältesten Häuser recht breit hingelagert und ihre Dachfläche
besitzt einen leichten Knick etwas oberhalb der Traufe. Zumindest an der Giebelseite
sind die Fenster oft weit nach außen zu den Kanten hin gerückt. Nicht selten,
vor allem in Weinbaudörfern, waren die alten Bauten gestelzt, d.h. das Erdge-
schoss - mit kleinen Fensteröffnungen und manchmal mit Mauerstreben verse-
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