Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 32
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0034
Beim Wyhlener Rathaus (Abb. 9) von 1866 ist vom Klassizismus nur noch der
Wille zur Einfachheit geblieben. Noch haben die Neostile nicht Einzug gehalten.
Das Gebäude sehört in die Ära Heinrich Hübsch, der bis 1863 oberster Baubeam-
ter, also Nachfolger Weinbrenners in Karlsruhe war, und dem es darum ging, den
Klassizismus seines Amtsvorgängers zu überwinden und mit einem technisch seiner
Zeit gemäßen ..Rundbogenstü" eine neue zweckvoll-rationale Architektur zu
schaffen. Seine Architektur bleibt zwar der Tradition verbunden, insbesondere der
frühchristlichen, romanischen und z. T. der renaissancezeitlichen Baukunst, ist
aber keine Neostilarchitektur! In diesem Zusammenhang müssen wir auch das
Wyhlener Rathaus sehen. In Hübschs Zeit wurde der Segmentbogen wieder modern
. Gekuppelte Fenster waren beliebt. Man hat allerdings in neuerer Zeit beim
Zwillingsfenster im Mittelrisalit den Mittelpfosten entfernt. Der Rillendekor am
Portal unseres Rathauses erscheint in den Sechzigerjahren bei uns als Novität auch
anderswo (z.B. am ehemaligen Schopfheimer Amtsgericht). Auffallend sind auch
andere Dekorationselemente am Mittelrisalit, die nicht (direkt) auf historische
Vorbilder zurückgehen. Kurios ist. dass man Jahre später dem Rathaus ein Duplikat
in unmittelbarer Nachbarschaft zugesellte, wobei man den neuen Bau durch
ein Fensterbankgesims im Obergeschoss bereicherte.

Vom selben Geist wie das Rathaus geprägt ist das aus denselben Jahren stammende
, leider bei einer Restaurierung ..vereinfachte'* Haus Rheinfelder Straße 16,
das früher noch mit feinem Zierrat (u.a. akroterienartigen Aufsätzen) versehene
Fensterbekrönungen. einen Spitzbogenfries überm Erdgeschoss und einen weiteren
Fries am Giebeldreieck besaß. Schade, dass dies alles verloren ging, sind doch
so liebevoll dekorierte Privatbauten aus der Hübsch-Zeit bei uns sanz selten!

Auch der Grenzacher Bahnhof (Eröffnung der Linie 1856) gehört in die Zeit
zwischen dem Weinbrennerschen Klassizismus und der Neostilarchitektur der zweiten
Jahrhunderthälfte, als neben Heinrich Hübsch der Chef des Hochbauamtes der
badischen Staatsbahnen. Friedrich Eisenlohr, den Ton angab. Ideal der Zeit war eine
unprätentiöse, leichte, streng zweckmäßige, sparsame Architektur. Der Bahnhof
zeigt manches Typische aus jener Zeit: Fenster, auch Zwillingsfenster, mit Segmentbogen
, die am äußeren Ende in die Horizontale ausgezogen sind. (Auch der Segmentbogen
über dem Wyhlener Rathausportal knickt an den äußeren Enden ab - ein
Lieblingsmotiv des mittleren 19. Jahrhunderts!). Dazu kommen neue Fensterformen
wie die gekuppelten Fünfeckfenster unter dem Zwerchgiebel, unter dessen Dachvorsprung
ein zierlicher Rosettenfries verläuft (Abb. 10). oder die rhombenförmigen
Öffnungen. Die Fensterrahmungen sind nur mit einer einfachen Rille geschmückt.

Das 1874 erbaute Grenzacher Bahnhofsgasthaus mit den damals beliebten
Kniestockfenstern ist ein spätes Zeugnis jener Ära der Schlichtheit. Um diese Zeit
hielten landauf, landab die Neostile Einzug. Die Zeit der Bescheidenheit war
vorbei, das Repräsentationsbedürfnis bei privaten und öffentlichen Auftraggebern
entwickelte sich zusehends.

Erst gegen Ende dieser Epoche entstanden bei uns ein paar wenige nennenswerte
Bauten. Das Grenzacher Volksschulgebäude und die beiden neuen (hier ausge-

32


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0034