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rung betraten neue Kräfte die politische Bühne. Westgoten. Ostgoten. Alaman-
nen. Burgunder. Vandalen. Langobarden und vor allem die Franken bestimmen
von nun an das politische Geschehen in Mitteleuropa. Mit der Eroberung des
letzten römischen Kleinreiches des Syagrius in Westfrankreich (486) sicherte sich
der Merowinger Chlodwig seine Machtposition. Als er nach dem Sieg über die
Alamannen um 496 sich dazu durchringen konnte auf Drängen seiner burgundischen
Frau, die bereits Christin war, das römische Christentum anzunehmen, war
das nicht nur kirchenpolitisch, sondern auch machtpolitisch ein geschickter
Schachzua. da die anderen Germanen sich dem arianischen Glauben zugewandt
hatten. Damit hatte er die gallorömische Bevölkerung auf seiner Seite und er war
neben dem oströmischen Kaiser der einziae Herrscher mit römischem Bekenntnis.
Dieser Übertritt zum Christentum katholischer Prägung ermöglichte jene germanisch
-romanische Synthese, die den weiteren Aufstieg des Frankenreiches und das
abendländische Mittelalter bestimmen sollten. Trotz seiner Bekehrung setzte der
Merowinger seine Expansionspolitik mit aller Härte fort, drängte die Westgoten
aus Aquitanien nach Spanien zurück und erreichte so die Vorherrschaft über Gallien
. Auch nach Osten konnte er sein Reich arrondieren, sodass sein Herrschaftsraum
vom Rhein bis zur Garonne reichte. Weil er in Martin von Tours seinen
Helfer sah. förderte er den Martinskult. Martin wurde zum Nationalheiligen der
Franken. Nach Chlodwigs Tod im Jahre 511 teilte man das Reich zu gleichen
Teilen unter die vier Söhne. Jeder der vier bekam seine Königsresidenz: Theuderich
Reims. Chlodomer Orleans. Childebert Paris und Chlothar Soissons. Auch
wenn in dieser Phase nochmals die fränkische Expansion vorangetrieben werden
konnte (534 wurde Burgund endgültig unterworfen, 536 überließ der Ostgotenkönig
den Merowingern die Provence und damit den Zugang zum Mittelmeer), zeigten
sich Rivalitäten, die mit aller Grausamkeit ausgetragen wurden. Schließlich
bildete sich eine dreigliedrige Territorialstruktur mit Neustrien (Westreich). Burgund
und Austrien (Ostreich) heraus. Immer mehr zeigte sich, dass durch die
drohende Zersplitterung der Adel an Macht und Einfluss gewann. Mit Dagobert I..
der 638 oder 639 starb, verlässt der letzte bedeutende Merowinger die Bühne, das
Frankenreich ist zweigeteilt in ein austrasisches und neustroburgundisches Königtum
. Aber die eigentliche Macht liegt nun bei den sogenannten Hausmeiern, den
königlichen Verwaltern, aus deren Kreis schließlich die Karolinger hervorgehen
sollten, die Erben des merowingischen Reiches.
Leodegar - ein fast vergessener Heiliger
Wenden wir uns nun der Lebensgeschichte Leodegars zu. die so eng und auch
tragisch mit den politischen Verhältnissen seiner Zeit verwoben war.
Leodegar wurde um 616 geboren, es war die Zeit der ausklingenden Völkerwanderung
, die Zeit der zu Ende gehenden Merowingerherrschaft. die Periode der sogenannten
..Hausmeier*' und des sich langsam herausbildenden Karolingerreiches; und
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