Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 83
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0085
Auch diese Kreise sind schwer zu deuten, da sie sich nur auf einer Seite befinden.
Bei entsprechender Beleuchtung allerdings kann man auch auf der linken Seite
Kreise erahnen. Als symbolische Darstellung für die Dreifaltigkeit fallen sie aus.
da sie weder konzentrisch noch ineinander verschlungen sind. In zahlreichen
Tympana der Zeit finden wir jedoch in Stein gehauene Rosetten, die als Schmuckornament
dienen, aber gleichzeitig natürlich auch die Kreissymbolik, das Zeichen
für die Unendlichkeit der Schöpfung, ins Spiel bringen. Es ist denkbar, dass diese
Kreise in Grenzach einstmals nur in Farbe aufgetragen waren oder aber als Vorzeichnung
für Steinrosetten dienen sollten, die nicht vollendet wurden.

Heute befindet sich ein Schutzdach über dieser Kostbarkeit, um das Kunstwerk
vor Witterungseinflüssen zu bewahren. Dies war eine Bedingung des Landesdenkmalamtes
, ansonsten wäre alles wieder unter dem Putz verschwunden. Der Verein
für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen wollte dies verhindern und hat deshalb
dieses Schutzdach mit Hilfe von Spenden finanziert. Dem Landesdenkmalamt war
dieser Schutz auch deshalb so wichtig, da auf dem Stein noch Farbreste aus dem
12. Jahrhundert gefunden wurden, eine große Seltenheit. Man muss sich also
dieses Tympanon. wie wohl die meisten des Mittelalters, bunt, vielleicht sogar
grell bunt vorstellen. Für uns heute eine eigenartige Vorstellung. Aber auch der
Parthenontempel in Athen soll ja einstmals rot gewesen sein.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Grenzacher Dorrkirche durch diese
einmalige Entdeckung in die erste Reihe der Marksräfler Kirchen aufgerückt ist.

Schleifspuren an den Seitengewänden

Für die alltagsgeschichtliche Betrachtung ist eine weitere Entdeckung an der
Grenzacher Kirche ganz sicher von großem Interesse.

An den beiden Seitengewänden dieses Eingangs finden sich nämlich eigenartige
langgestreckte Einbuchtungen, die von den Fachleuten als Schleifspuren gedeutet
werden. Vor allem an mittelalterlichen Brücken und Burgen kann man solche
Schleifspuren finden. Es gibt für diese Vertiefungen, manchmal sind sie auch
näpfchenförmig. die verschiedensten Deutungen. Beweise für diese Erklärungen
kann man nicht erbringen, da es aus dem Mittelalter keinerlei schriftliche Aufzeichnungen
dazu gibt. Eine relativ zwingende Deutung geht davon aus. dass man
im Mittelalter den oft nur an Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden vorkommenden
Sandstein dazu benützt hat. allerlei Geräte zu schärfen. Schließlich steht
in Grenzach nirgends Sandstein an und mit dem brüchigen und unregelmäßigen
Kalkstein lassen sich Messer nicht gut wetzen. In Melsungen nannte man die. die
an der Brücke über die Fulda ihre Messer schärften, spöttisch ..Bartenwetzer"
(Bart = Schneide des Messers). Wir könnten uns also sehr anschaulich vorstellen,
wie die Grenzacher Bauern auf ihrem Weg in den Weinberg - früher reichten die
Weinberge fast bis an die Kirche - ihre Rebmesser scharf gemacht haben. Wie so
ein Rebmesser ausgesehen hat, können wir noch im alten Grenzacher Wappen
sehen, das im Innern des Turmes eingemeißelt ist.

83


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0085