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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 85
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0087
Eine weitere Theorie besagt, dass man vor Kriegszügen oder vor einer drohenden
Belagerung hier an der Kirche die Waffen geschärft hat. da man sich vor dem
Aufbruch ja sowieso im Gotteshaus einfand und um Beistand gefleht hat. Vielleicht
aber, so besagt eine weitere Erklärung, hat man am Kirchenportal auch die
Waffen stumpf gemacht, weil es nicht erlaubt war, die Kirche mit geschärfter
Waffe zu betreten. Für diese Theorie sprechen vor allem die Schleifnäpfchen -
auch solche finden sich an der Nordwestecke der Grenzacher Kirche-, weil in
solchen Näpfchen eine Spitze wohl kaum zu schärfen war. Mit dem weit verbreiteten
magischen Denken im Mittelalter beschäftigt sich eine weitere Theorie, die
vermutet, dass man aus den Steinquadern der Kirche Steinmehl herausgekratzt hat.
das man ins Essen streute in der Hoffnung, durch diese ..heilige" Beigabe vor
Krankheiten, vor dem bösen Blick und der Hexerei bewahrt zu bleiben. Es gibt
noch weitere, nicht belegbare, aber interessante Deutungen dieser Schleifspuren.
So haben vor der Reformation Eheschließungen häufig als öffentliche Proklamation
vor der Kirche stattgefunden. Dabei bekundeten die beteiligten Familien ihre
künftige Zusammengehörigkeit damit, dass sie Degen oder Werkzeuge in dieselbe
Kerbe schlugen. Dies könnte der Ursprung für die Redensart ..sie schlagen in
dieselbe Kerbe*' sein.

Vielleicht hat man auch das Osterfeuer durch Reiben mit Steinen am Kirchense-
wände entzündet, oder, so meinen wieder andere, man habe hier die Griffel der
Schulkinder gespitzt. Dies kann für Grenzach ganz sicher nicht zutreffen, da es zur
Zeit, als dieser Eingang noch offen war. keine Schule in Grenzach gab. Alle diese
interessanten Theorien finden sich in dem von der Stiftung Denkmalschutz herausgegebenen
, hochinteressanten Buch „Kulturgeschichte sehen lernen" von Gottfried
Kiesow.

Schleifrillen gibt es übrigens nicht erst seit christlicher Zeit, sondern wurden an
ägyptischen Tempeln und an vorgeschichtlichen Menhiren nachgewiesen. Da sie. wie
schon erwähnt, vor allem auch an Burgen und Brücken gefunden werden, können

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nicht allein religiöse Gründe für ihr Entstehen ausschlaggebend gewesen sein.

Gerne ist der Verein für Heimatgeschichte bereit. Gruppen durch diese wunderbare
Kirche zu führen.

Anmeldung: Helmut Bauckner. Talstr. 28. 79639 Grenzach-Wyhlen. Tel./Fax
07624/1813

Literatur:

Pietro Maggi: Das schlichte Tympanon im 12. Jahrhundert. Diss. Zürich 1986 und mündliche Mitteilung
Gottfried Kiesow: Kulturgeschichte sehen lernen. Bonn 1997

Joseph Sauer: Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters.

Freiburg 1924
Lexikon der christlichen Ikonographie. Freiburg 1974
Lexikon christlicher Symbole. Konstanz 1974
Christliche Ikonographie in Stichworten. Leipzig 1973
Evangelische Kirche Grenzach. Lindenberg 2000

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