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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 130
(PDF, 34 MB)
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Weltliche und geistliche Herrscher

Inzwischen waren unglückliche Zeiten angebrochen, ausgelöst durch den Streit
zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII., in dem es darum ging, welcher der
beiden Gewalten die Vorherrschaft zusteht (Investiturstreit). Dieser Bruch der
bislang scheinbar festgefügten Weltordnung schied „die Bevölkerung des Landes
in zwei todfeindliche Teile" 13). Eine Menge kirchlich Gesinnter aus dem Adel
flüchtete in die Klöster. Diese Entwicklung können wir auch für Hügelheim feststellen
. Die Quellen jener Zeit künden von kirchlich gesinnten Adeligen, die dem
weltlichen Treiben den Rücken kehrten, allen voran das Edelgeschlecht der Herren
von Waldeck aus dem kleinen Wiesental. 1113 trennt sich Walcho von Waldeck
mit Einwilligung seiner Ehefrau Mächthilde und seines Sohnes Gerung von
der Unbeständigkeit seiner irdischen Güter und begehrt himmlischen Lohn. Seine
Schenkung geht an das Benediktinerkloster St. Blasien. Auch die Herren von
Kaltenbach in Obereggenen gingen diesen Weg und stifteten die Propstei Bürgeln.

Noch bedeutsamer für Hügelheim waren die Üsenberger. die nördlich von
Breisach ihre Stammburg hatten. Sie zählten als Ministerialen der Zähringer „zu
den prägenden Kräften des Breisgaus... und gehörten infolge ihrer Herkunft und
verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Edelfreien"14). In Hügelheim waren die
Üsenberger die ersten uns bekannten Zehntherren. Was hat sie veranlasst, auf ihre
Rechte zu verzichten? Waren es politische oder religiöse Motive? Faktum ist: Aus
ihrer Hand empfangen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gleich zwei Klöster
wertvollen Grundbesitz und - fast gleichzeitig - Rechte über Kirche und Dorf.
Es sind dies: das Benediktinerkloster St. Blasien, das bedeutendste Reformkloster
im Schwarzwald, und das Kloster Tennenbach bei Emmendingen, das dem reformfreudigen
Zisterzienserorden angehörte. Beide beanspruchten die Grundherrschaft
. Dies führte zwischen den beiden Klöstern zwangsläufig zu jahrzehntelangen
Auseinandersetzungen.151 St. Blasien behielt die Oberhand und wurde 1248
Zehnt- und Kirchenherr (Collator). Damit wurden die Menschen in der Vogtei
Hügelheim, zu der auch Zienken bis 1828 gehörte, zu „Gottshausleuten" des
Klosters, also zu Leibeigenen. Als Collator hatte der Abt von St. Blasien das
Recht, den jeweiligen Pfarrer einzusetzen, aber auch die Pflicht, für seine Unterkunft
(Pfarrhaus) und Besoldung zu sorgen. Sein Einfluss beschränkte sich aber
nicht nur auf das kirchliche Leben. Von seiner Abtei gingen auch starke Impulse
für das gemeindliche und wirtschaftliche Leben im Dorfe aus.

Rund 60% der Gemarkung waren Erblehen

Beide Klöster, St. Blasien und Tennenbach, hatten in Hügelheim und der Filialgemeinde
Zienken je einen großen und einen kleinen Lehenhof, St. Blasien noch
zusätzlich das Widumgut (Kirchengut). In Hügelheim und Zienken fällt auf, wie
wenig privates Eigentum bis zur Ablösung (Loskauf) der Lehengüter um 1830 in

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