Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 137
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0139
ihm deutlich zu erkennen, dass er seine Schuldigkeit sieben Jahre lang versäumt
habe. Und damit er das große Missfallen des Abtes ..genugsam verspürt", wurde
der rebellische Hügelheimer Pfarrer auch nicht - wie üblich - zur Mittagstafel
gebeten. Im Gegenteil: Er wurde weiter gemaßregelt und dazu angehalten, dem
Kloster die ..Handtreu" sowie die fällige Kanzleigebühr zu entrichten. Dreuttel
beschwerte sich auf der Stelle, wurde aber vom Kanzleiverwalter zurückgewiesen.
Trotzdem blieb er bei seiner Ablehnung. Man bat ihn erneut in der Klosterschenke
zu warten, damit er das Antwortschreiben an Oberamtmann von Bärenfels
mitnehmen könne. Das dauerte über eine Stunde. Schon schickte sich der erboste
Pfarrer an. nach Hügelheim zurückzureiten, da erschien der Kanzlist, übergab ihm
das Schreiben an die Herrschaft Badenweiler und lud ihn im Auftrag des Abtes
zum Mittagessen ein. Zu spät. Denn obwohl der Kanzlist seine Bitte mehrmals
eindringlich wiederholte, blieb Pfarrer Dreuttel hartnäckig. Der Kanzlist soll seinem
gnädigen Herrn vermelden, er wolle bei seinem Entschluss bleiben und um
sein Geld anderswo zu Mittag essen. Sprach's, schwang sich auf sein Pferd und ritt
nach Hügelheim zurück.

Von der „hohen Politik" war der Bürger auf dem Lande nur dann berührt, wenn
sich Konflikte ergaben. Von der Glanzzeit der Städte im 15. und 16. Jahrhundert,
von der Wissenschaft und den Künsten in der Zeit des Humanismus, vom Buchdruck
in Straßburg und Basel erfuhr er wenig, auch der mit einer relativ friedlichen
Zeit einhergehende Wohlstand dürfte ihn nur am Rande berührt haben.

Krieg und Pestilenz

Das sollte sich im 17. Jahrhundert dramatisch ändern. Erst raffte die Pest des
Jahres 1611 einen großen Teil der Bevölkerung hinweg, dann folgte 1618-1648
der Dreißigjährige Krieg und goss unvorstellbare Not und Grausamkeit über das
Land. Die Bevölkerung musste Unsägliches erleiden. Am schlimmsten war es
zwischen 1632 und 1636. 1634 wurde in Hügelheim nichts angepflanzt. Ein
Durchzug folgte auf den andern. Was von dem wenigen Vieh nicht schleunigst in
den Wäldern verborgen werden konnte, wurde weggetrieben. Wie unglaublich und
zum Steinerweichen es 1635 zuging, lesen wir in der Britzinger Chronik: ..Da war
keine Barmherzigkeit gegen Alt und Jung, gegen Mann und Weib, mit Hauen.
Schlagen. Brennen. Knebeln. Foltern. Würgen. Schänden: da war gegen Weibspersonen
kein erbarmen, dass etliche jämmerlich sterben mussten."211

1648 endete dieser grausame Bruderkrieg an Erschöpfung. Das Elsass und das
rechtsrheinische Breisach waren französisch geworden, die Bevölkerung im
Durchschnitt um die Hälfte reduziert. Tüchtige Einwanderer, vor allem aus der
Schweiz, aber auch Hugenotten aus Frankreich kamen ins Land. Zusammen mit
den Überlebenden haben sie aufgebaut, repariert und kultiviert. Es dauerte Jahrzehnte
, bis die größten Schäden beseitigt waren, die Bevölkerung sich wieder
allmählich erholt hatte.

137


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0139