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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 140
(PDF, 34 MB)
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1813/14: Typhus bricht aus

Die größte Not stand den Menschen im Markgräflerland aber noch bevor. Ab
Dezember 1813 bis April 1814 schleppten die nach Süden fliehenden Soldaten
eine Seuche in die Dörfer, die alles Durchlittene in den Schatten stellte: den
Typhus, damals oft Nervenfieber genannt. Schon in Russland war der Typhus im
napoleonischen Heer ausgebrochen. Bald blieb kein Haus davon verschont, und
Schnitter Tod konnte reiche Ernte halten. In Hügelheim wurden innerhalb von vier
Monaten 55 Einwohner (fast 10%) im besten Lebensalter weggerafft. In Müllheim
waren 77 Todesopfer unter der Zivilbevölkerung zu beklagen, unter ihnen der
Landphysikus (Amtsarzt) Dr. med. Georg Friedrich Eisenlohr und der Chirurg
Gmelin. „Lazarette, Schulhäuser und Wirtssäle lagen voller Kranker. Ungezählte
starben. Der Müllheimer Friedhof nahm in mehreren Kameradengräbern eine größere
Anzahl von Gestorbenen auf, denen kein Denkmal gesetzt wurde. Auch das
Weilertal blieb nicht verschont. Eine der letzten Arbeiten von Johannes Helm
,Auch ein Totentanz'" (ML 1/2000. S. 100) gibt darüber Auskunft. Niederweiler
wurde von der Seuche stärker betroffen als die Nachbardörfer weiter hinten im
Tal. Eines der zahlreichen Opfer war die Frau des Lehrers Johann Georg Gereth.
Für die Masse der im Rheinknie bei Basel erkrankten Soldaten musste im ehemaligen
Deutschordensschloss Beuggen ein Notlazarett eingerichtet werden. In ihm
starben etwa 3 000 Kriegsteilnehmer unter den erbärmlichsten Umständen. Ein
Denkmal erinnert heute noch an sie.

1833: Gesetz der Zehntablösung schafft Privateigentum

Den Landmann im Dorf quälten immer noch eine Reihe von Geld- und Naturalabgaben
an die Grund- und Standesherren. Die wichtigste Änderung auf diesem
Sektor wurde 1833 beschlossen, es war das Gesetz der Zehntablösung. Die Zehntpflichtigen
hatten den zwanzigfachen Beitrag eines mittleren Jahreszehnten aufzubringen
. Ein Fünftel davon trug der Staat. Diese Summe aufzubringen war für
bäuerliche Familienbetriebe nicht leicht. Bargeld war immer knapp! Das Gesetz
verhalf ihnen aber zu persönlichem Eigentum. Davon profitierten vor allem die
Träger großer Erblehen, deren stattliche Gehöfte sich noch heute von denen ihrer
Nachbarn abheben. Der Wechsel in Privatbesitz veranlasste die Bauern, den Boden
intensiver zu bestellen und marktorientierter zu produzieren. Mit zunehmendem
Wohlstand stieg auch die Bevölkerungszahl.

Die in Karlsruhe praktizierte Politik im Interesse des Landes und seiner Bürger
ermöglichte auch staatliche Großprojekte. Eines davon war die 1816/17 begonnene
Rheinregulierung unter dem in großherzoglichen Diensten stehenden Ingenieur
Johann Gottfried Tulla. Er hat sich auch beim Bau der Staatseisenbahn von Mannheim
nach Basel (1838- 1855) verdient gemacht.

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