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Abb. 3: Trotz .. Wirtschaftswunder" lebten Anfang der fünfziger Jahre
noch viele Familien in sehr beengten Wohnverhältnissen (Stadtarchiv Freiburg).
Zum Sterben wirklich nicht mehr zuviel - die Ernährungskrise
Die Wirtschaft in Deutschland war bei Kriegsende völlig zerrüttet. Dazu hatte
auch beigetragen, dass die Nationalsozialisten den Krieg mit Hilfe der Notenpresse
finanziert hatten. Die Folgen der inflationären Geldvermehruns seit 1936 konn-
ten zunächst durch Preis- und Lohnstopp, durch Zwangssparen und durch die
Rationierung der Konsumgüter bis zum Ende des Krieges verschleiert werden.
Um so härter wirkte sich aber der 1945 sichtbar werdende Ruin der deutschen
Währung aus. Den 300 Milliarden Reichsmark, die sich nach Kriegsende im Umlauf
befanden, stand kaum ein Warenangebot gegenüber. Verbunden mit den
Kriegszerstörungen und den neuen, mit der Besetzung verbundenen Lasten führte
dies zu einer sozialen Katastrophe.
War es in Deutschland noch gelungen, bis in die letzten Kriegstage hinein einen
einigermaßen erträglichen Ernährungszustand zu sichern, verschlechterte sich die
Versorgung nach der Besetzung zusehends. Die von der französischen Besatzungsmacht
festgesetzte tägliche Kalorienmenge in Höhe von 1 550 Kalorien
wurde bei weitem nicht erreicht, wobei auch diese Zahl erheblich unter der vom
Völkerbund als Richtwert für eine ausreichende Ernährung angesetzten Menge
von 2 400 Kalorien lag. Von April bis August 1946 lagen die ausgegebenen
Kalorienwerte immer unter 1 000. ebenso im Frühjahr 1947. dem Höhepunkt der
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