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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 153
(PDF, 34 MB)
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kontrollierte die Lebensmittel und trug damit die körperliche und seelische Belastung
, die mit der Ernährungskrise verbunden war. Von den auf Lebensmittelkarten
ausgegebenen Rationen konnte man nicht existieren: man war also gezwungen,
entweder zu hamstern, auf dem Schwarzmarkt einzukaufen. Tauschgeschäfte zu
machen, zu betteln oder zu stehlen.

Der Normalverbraucher hat vor allem gehamstert und getauscht, wie das Freiburger
Wirtschaftsamt zwischen Oktober 1947 und August 1948 notierte:

1 Paar Damenschuhe gegen 8 Pf. Butter, 3 Eier gegen 1 Sehuhreparatur,

3 Feuersteine gegen 5 Eier, 12 kg Brot gegen 60 Zigaretten.
1 Herrenfahrrad gegen 1 Schwein, 2 Paar Damenstrümpfe gegen 7 V, Pf. Butter,
300 Wäscheklammem gegen 1 kg Butter und 1.5 kg Mehl,

2 Hemde}}. 2 Damenschlüpfer, 8 Teile Elektromaterial gegen 200 l Most.

Die Tauschwünsche im Oberbadischen Volksblatt für den Raum Lörrach sahen
ähnlich aus:

Reitstiefel mit Sporen und eine Violine gegen Brennholz.
Herrenschnallenschuhe gegen Arbeitsschuhe,
800 Backsteine gegen Kuhdung,
Schwarzes Kleid gegen Schürzenstoff,
Elektrischer Heizapparat gegen Kartoffeln.

Was wie eine Rückkehr in eine frühgeschichtliche Tauschgesellschaft anmutet,
ist nichts anderes als die Lebenswirklichkeit der ersten Nachkriegsjahre, in der für
Geld nicht mehr alles zu haben war. Vielerlei Währungen kursierten: Zwischen
den alliierten und den deutschen Instanzen lief das ..Besatzungsgeld" um. auf dem
Schwarzmarkt das ..Zigarettengeld". Die Zigarette war die Einheitswährung der
Schieber und Schwarzhändler. Und was nicht mit Geld erstanden werden konnte,
wurde mit Hilfe der Tausch- und Naturalwirtschaft erworben. Mit der Reichsmark
bezahlte man lediglich die auf Lebensmittelkarten erhältlichen Waren und die
Steuern. Aber schon beim Lohn bestanden oft Abmachungen, daß er teils in
Reichsmark, teils in Naturalien, die auch aus der Firmenproduktion stammen
konnten, abgegolten wurde. Waren aus solchen Quellen bestückten wiederum den
Schwarzmarkt und unterwanderten das Bewirtschaftungssystem. In Freiburg, der
rund 100 000 Einwohner zählenden Hauptstadt des Landes Baden, erreichte der
Schwarzmarkt zwar nie die Ausmaße wie in ganz großen Städten, aber auch hier
blühte der Schwarzhandel. Ende 1946 bezahlte man in der französischen Zone für

1 Kilo Brot 20 RM, 1 Ei 3 bis 5 Mark, 1 Päckchen Süßstoff 45 RM.
1 Pfund Butter mindestens 100 RM, 1 Pfund Bohnenkaffee bis zu 325 RM.

Während des Hungerwinters 1946/47 zogen die Preise weiter an. konnten aber
nicht ins Uferlose steigen, da die Geldmittel eines Großteils der Bevölkerung ab
Mitte 1947 erschöpft waren - selbst hier regelte der Markt die Preise.

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