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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 161
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0163
das planwirtschaftliche Bewirtschaftungssystem, das von den Nationalsozialisten
übernommen worden war.

Im März 1948 brodelte es in der Gerüchteküche heftig: ..Es ist zuviel Geld da.
überall." schrieb die in Freiburg herausgegebene Halbmonatsschrift ..Die Gegenwart
". Der Preisstopp konnte den Geldüberhang nicht aufhalten, dieser
strömte in den Schwarzen Markt. Vielen wurde das Geld geradezu ..unheimlich
", überall wurde über die beste Methode, das Geldwesen zu sanieren, gesprochen
. Aber noch war es nicht soweit, obwohl das neue Geld - was die Bevölkerung
nicht wusste - seit dem Frühjahr 1948 im Keller der Frankfurter Reichs-
bankhauptstelle lag.

Überall war die bevorstehende Währungsreform das Thema Nr. 1: ..Die Probleme
, die uns in allererster Linie hier beschäftigen." schreibt eine Frau ihrer Familie.
..drehen sich um die Währungsreform. Alles spricht, denkt und schreibt nur davon,
und trotzdem hält man alles, was damit zusammenhängt, geheim..."' Das war am
13. Juni 1948. eine Woche vor der Währungsreform. Man erging sich in Spekula-

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tionen zum genauen Termin, schwankte zwischen Pessimismus und Optimismus.
Bereits am 6. Juni hatten die Landratsämter per Rundschreiben an die Bürgermeister
die Einberufung von Helfern angeordnet. Zum Schutz vor Überfällen wurden
auf dem Land ..beherzte" Männer von der Feuerw ehr rekrutiert. In Freiburg stattete
man erstmals Polizisten mit Karabinern aus. Gummiknüppel und Armbinden für
die Hilfspolizisten konnten im Polizeidepot in der Hummelstraße abgeholt werden
. Immer mehr verdichteten sich die Gerüchte über den nahenden Termin. Man
fürchtete um sein Geld und erstand legal und auf dem Schwarzmarkt, was auch
immer angeboten wurde, selbst wenn für eine Zigarette bis zu zwölf Mark zu
bezahlen waren. Am 16. Juni hatten sich die drei Westmächte definitiv für eine
einheitliche Währungsumstellung entschieden, am 17. verkündete Ludwig Erhard
bei der Vollversammlung des Wirtschaftsrates: „Wir müssen glauben, daß diese

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Währungsreform gelingt. Wir müssen überzeugt sein, daß wir auf dieser gesunden
Grundlage aus unserer eigenen Kraft heraus auch wieder allmählich gesunden
können."

Der Tag X rückte also näher. Am Freitag, den 18. Juni, erreicht ..die Kurve des
Währungsfiebers, das nunmehr auch die letzten Verästelungen der Wirtschaft und
des Privatlebens ergriffen hat. ihren Höhepunkt". Vor den Postämtern bilden sich
Schlangen, da viele ihre Miete oder ihre Telefon-, Gas- und Stromrechnung begleichen
wollen. Eine Putzfrau bezahlt noch ihre letzten Schulden und hofft, dass
ihr Notgroschen. 800 RM. ihr auch nach der Reform noch voll zur Verfügung
stehen werde. Gerade die Kleinsparer erwarten, dass man ihre soziale Lage berücksichtigt
und für sie eine Sonderregelung trifft. Überall endlose Schlangen an
jenem Freitag - Assoziationen zu jenem ..Schwarzen Freitag" von 1929 drängen
sich auf. Die Lebensmittelläden werden restlos ausgekauft, bis auch nicht einmal
mehr Salz. Suppenwürze oder Mäusegift zu haben ist. Besonders groß ist der
Andrang bei den Friseuren, die gar nicht genug Dauerwellen legen und Haare
färben können.

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