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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 162
(PDF, 34 MB)
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Währenddessen wundern sich die Betriebsangehörigen einer Firma, weil ihnen
bei sommerlicher Hitze die Weihnachtsgratifikationen ausbezahlt werden. Auch
die Freiburger Stadtkasse entschädigt noch schnell die 600 Besitzer von Radioapparaten
, die die Franzosen drei Jahre zuvor beschlagnahmt hatten. Einzahlungen
für die Grundsteuer nimmt die Stadtkasse jedoch nicht mehr entgegen.

Enorme Unsicherheit und Nervosität herrscht, keiner weiß, was der ..darauffolgende
Tag" bringen wird. Man erfährt nur. dass eine sogenannte Kopfquote ausbezahlt
werden soll, deren Höhe zwischen 30 und 50 Mark pro Kopf schwankt. Aber
besitzt die große Masse der kleinen Verdiener überhaupt die nötigen Reichsmark
zum Umtausch? Der badische Finanzminister Eckert veranlasste „aus dieser Sorge
heraus" noch schnell die Ausbezahlung der Juni-Gehälter an die Beamten und
Angestellten. Dies musste später wegen des Protestes der Gewerkschaften modifiziert
werden. Die kommunistische Zeitung ..Unser Tag" sieht nicht nur ein Sklavendasein
des deutschen Arbeiters voraus, sondern auch eine Massenarbeitslosigkeit
. Ein Wunsch und eine Sorge vereinte alle Parteien, nämlich dass die Währungsreform
einheitlich in allen vier Zonen durchgeführt werde. Falls die Sowjetunion
die Währungsreform für ihre Zone verweigern sollte, würde dies zu einer
Teilung Deutschlands führen. Eine ..Devisenmauer" könnte entstehen, befürchtete
der Südkurier. Es fehlte die Phantasie, sich eine richtige Mauer vorzustellen, die
Deutschland in Ost und West trennen würde. Die tatsächliche Reaktion der Sowjetunion
auf die Währungsreform war allerdings ebenso unvorstellbar: die Berlin
-Blockade.

Für die Währungsreform waren auf alliierter und deutscher Seite seit Kriegsende
Pläne geschmiedet worden. Der Anstoß zur wirtschaftlichen Gesundung
Deutschlands kam schließlich aus Amerika und beruhte auf dem wirtschaftlichen
Hilfsprogramm des Marshallplans, durch welches Lebensmittel. Geld und Rohstoffe
in die westlichen Zonen gelangten. Auf Druck Moskaus verweigerte die
sowjetische Zone - und andere unter sowjetischem Einfluss stehende Staaten -
dessen Annahme. Damit waren im Grunde die Würfel schon gefallen, eine einheit-
liehe Währungsreform für alle vier Besatzungszonen war nicht mehr durchführbar.

Längst vor dem endgültigen Scheitern einer gemeinsamen Währungsreform im
März 1948 war im Herbst 1947 in New York und in Washington mit dem Drucken
des neuen Geldes begonnen worden. Ab November 1947 wurden unter dem Decknamen
..Operation Bird Dog" die neuen Geldscheine in einer streng geheim gehaltenen
Transportaktion in insgesamt 23 000 Kisten über Bremerhaven nach
Deutschland gebracht. In acht Sonderzügen wurden die Kisten nach Frankfurt in
das frühere Reichsbankgebäude transportiert. Nach monatelangen Diskussionen
unter Beteiligung von deutschen Experten, die allerdings kaum Einfluss nehmen
konnten, war am 8. Juni die Beratungsphase abgeschlossen und alle Modalitäten
für die Währungsreform festgelegt worden. Vom IL bis 15. Juni wurden die
Geldkisten auf Lastwagen verladen und zu den elf Landeszentralbanken der Länder
der drei Westzonen gebracht. Diese Transporte hatten ebenfalls die Gerüchte
über eine baldige Reform geschürt.

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