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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 163
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0165
Die neue Währung heißt Deutsche Mark

Am Freitag, dem 18. Juni 1948. waren die Nerven der Deutschen zum Zerreißen
gespannt. Und dann erfuhren sie um 18 Uhr über den Rundfunk, dass die Währungsreform
am 20. Juni Wirklichkeit wird: ..Wir kleben am Radio. Auf der Straße rennen
Menschen. Fast kein Geschäft ist mehr geöffnet ... Der Ansager räuspert sich. Wir
hören ihn atmen und ein Konzeptpapier knistern: Das erste Gesetz zur Reform der
deutschen Währung, das von den Militärregierungen der USA. Großbritanniens und
Frankreichs erlassen wurde, tritt am 20. Juni in Kraft. Abwertung 10:1. Die neue
Währung heißt Deutsche Mark. Das alte Geld wird am 21. Juni aus dem Verkehr
gezogen. Münzen und Noten mit einem Nennwert von höchstens einer Mark sowie
Briefmarken bleiben zum Zehntel ihres Nennwertes vorläufig gültig."

Über die wichtigsten Details und die Proklamation der Westalliierten berichteten
am Samstag in Sondernummern die Parteiblätter ..Unser Tag". ..Das Volk".
..Das Neue Baden", die ..Südwestdeutsche Volkszeitung" und die ..Badische Zeitung
". Am Sonntag soll jeder Bewohner der drei Westzonen die ersten 40 von
insgesamt 60 neuen „Deutschen Mark", die jedermann als Kopfquote zustehen,
bei den Ausgabestellen unter Vorlage der Kennkarte und der Lebensmittelkarten

CT CT

abholen, und zwar im Umtausch gegen 60 Reichsmark. Der zweite Teil der Kopfquote
wurde erst im September ausbezahlt bzw. überwiesen. Betriebe erhalten DM
60 pro Beschäftigten. Löhne. Gehälter und Mieten werden in unveränderter Höhe
in der neuen Währung weiter bezahlt. Für alle privaten Schulden gilt ein Moratorium
von einer Woche, innerhalb dieser Frist müssen auch alle Altgeldbestände und
-guthaben abgeliefert und zum Umtausch angemeldet sein. Die Guthaben werden
10:1 umgestellt, jedoch der neunfache Betrag der ausgezahlten Kopfquote abgezogen
: die Hälfte des verbleibenden Betrages wird freigegeben, die andere Hälfte
zunächst einem Sperrkonto gutgeschrieben. Durch ein Gesetz vom Oktober 1948
wurden die Guthaben nochmals um 70 Prozent sekürzt. so dass sich letztlich eine
Umtauschrelation von 100 Reichsmark zu DM 6.50 ergab.

Als Reaktion auf diese Ankündigungen war am Samstag für das alte „Geld"
kaum noch etwas zu haben. Eine Sekretärin wünschte: „Wenn ich doch nur alles
verputzt hätte!" Für viele war das Geld erneut „kaputt gegangen", wie schon 1923.
Am Sonntagmorgen ab 7 Uhr war es dann soweit: In Freiburg standen 98 Ausgabestellen
in den einzelnen Stadtteilen für den Ansturm der Bevölkerung bereit.
2 021 Personen von städtischen Dienststellen mussten ihren Sonntag opfern und
erhielten später dafür ein Pfund Margarine als Sonderzuteilung. Und was war mit
den Bezugsberechtigten, die den Gegenwert in Reichsmark für das neue Geld
nicht besaßen? Bei den einen wurde das Geld vom Lohnkonto abgebucht, andere
konnten die Hilfe von karitativen Verbänden oder von den Pfarrämter in Anspruch
nehmen. Am Sonntag war nämlich von den Kanzeln verkündet worden, dass
Bedürftigen auf Antrag die fehlenden Reichsmarkbeträge geschenkt werden. In
Anbetracht dieser Situation verschob die Caritas wohlweislich ihre für den 4. Juli
vorgesehene große Sammlung.

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