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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 166
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0168
Währungsreform vom sozialen Standpunkt aus. so begünstigte sie einseitig die
Besitzer von Sachwerten und kam einer weitgehenden Enteignung der Geldwertbesitzer
, der Sparer gleich, weil das Eigentum an Grund und Boden, an Produktionsmitteln
und Waren von der Neuordnung unberührt blieb. Trotz der Beteuerungen
aller Parteien, ein gerechter Lastenausgleich werde zu den dringlichsten Aufgaben
des Augenblicks gehören, dauerte es noch Jahre, bis die größten Härten
durch entsprechende Gesetze gemildert wurden. Von Seiten des Badischen Gewerkschaftsbundes
wurde argumentiert, dass die Währungsreform als ein Raubzug
gerade an den wirtschaftlich Schwächsten bezeichnet werden könne. Vielen Sozialrentnern
, die bereits im Jahre 1947 Anträge auf Invalidenrenten gestellt hätten,
sei noch kurz vor Inkrafttreten der Währungsreform die Rente eines ganzen Jahres
in alter Währung ausbezahlt worden. ..so daß auch dieser geringe Betrag in nichts
zerfloß", wie ..Das Volk" im September 1948 berichtete.

Geteilte Meinungen herrschten im Inland wie im Ausland über die Folgen der
Währungsreform. Die kommunistische ..Humanite" erklärte, sie sei vor allem eine
Auspowerung der kleinen Leute und des Mittelstandes. In London sah die
„Times" die Währungsreform zwar als eine Prüfung für die alliierte Politik, aber
auch als eine Chance für den Wiederaufbau Westdeutschlands. Nach der Moskauer
„Prawda" hatte die Reform die Grenzen zwischen West- und Ostdeutschland zu
Staatsgrenzen werden lassen. Die USA bezeichnete die Reform als „notwendigen
Schritt zur Stabilisierung der deutschen Wirtschaft und als lebenswichtig für eine
wirksame Beteiligung Deutschlands am Europäischen Wiederaufbauprogramm"".
Und was dachte der .Normalverbraucher*? Umfragen des Allensbacher Instituts
für Demoskopie ergaben im August zunächst die verblüffende Aussage, dass
durch die Währungsreform das Geld knapp geworden sei: ..Vorher hatte ich immer
Geld." und: „Man sieht nun alles, was man braucht, kann es aber nicht
kaufen.'" Der vorsichtige Umgang mit dem Geld hatte zur Folge, dass sich nach
einer Woche noch durchschnittlich Dreiviertel des Kopfgeldes in den Händen der
Empfänger befanden. ..Einkäufe werden nur in den allerdringendsten Fällen vorgenommen
", berichtete das Landratsamt Villingen ein paar Tage nach der Reform.
Manche Firmen ordneten sogar einige Tage Betriebsferien an. um ihre finanziellen
Verhältnisse neu zu ordnen.

Die Ansichten der Bevölkerung zur Währungsreform waren geteilt: 42 Prozent
fanden das Leben seither schwieriger. 40 Prozent leichter. Interessanterweise hatten
die Bauern besonders stark das Zünglein an der Waage nach unten gedrückt:
Nur 22 Prozent fanden das Leben leichter als zuvor, ihre Einkünfte - wie auch die
anderer Selbständiger - hatten sich gegenüber den regelmäßigen Einkommen der
Beamten und Angestellten verringert. Vor allem die Bezieher von geringen Einkommen
fanden häufiger, dass das Leben nun schwieriger geworden sei als vor
der Währungsumstellung. Ein großer Teil der Presse verlangte daher auch den
Abbruch des marktwirtschaftlichen Experiments.

Die Meinungen über Erfolg oder Misserfolg der Währungsreform waren in den
folgenden Wochen einem ständigen Wandel unterworfen, nur 36 Prozent glaub-

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