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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 169
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0171
In eine schwierige Lage gerieten nun die Bauern, da sie für die Entlohnung von
Knechten und Mägden vor der Währungsreform hohe Löhne bezahlt hatten, um
überhaupt Arbeitskräfte zu bekommen. Nachdem der Schwarze Markt und der
Tauschhandel zum Erliegen gekommen waren, sanken ihre Einnahmen, während
die Preise der von ihnen dringend benötigten Industriewaren anstiegen.

Dass die Situation für bestimmte Menschen sich verschlechterte, machte sich
sehr schnell bemerkbar. Der Leiter des Wohlfahrtsamtes in Freiburg sprach von
einem ständigen Ansteigen der Fürsorgeempfänger seit der Währungsreform. Die
Versorgungslage hatte sich mit Einführung der D-Mark zwar enorm verbessert,
viele arme Menschen, die im Besitz von Bezugsscheinen waren, hatten aber nicht
das notwendige Geld, um sich die Waren auch zu kaufen. Mittellose Ausgebombte
waren nicht in der Lage, dringende Anschaffungen zu tätigen, weil sie ihre Sparguthaben
verloren hatten.

Zur ungleichen Vermögensbildung trug zudem die Steuerpolitik bei. die ebenfalls
parallel zur Währung reformiert wurde. Die hohen Kriegssteuern - zuletzt
durch den alliierten Kontrollrat im Oktober 1945 erhöht - wurden jetzt gesenkt,
insbesondere bei den Einkommens- und Körperschaftssteuern. Dadurch und durch
die hohen Preise sollten die Unternehmen Gewinnmöslichkeiten erhalten, um die
ersten Investitionen zu finanzieren.

Als Reaktion auf die Preissteigerungen führte der Badische Gewerkschaftsbund
unter dem Motto ..Kampf gegen die Ausbeutung der Menschen
durch den Menschen" am 2. September landesweite Protestkundgebungen
durch. In Freiburg folgten dem Aufruf immerhin 8 000 Menschen, in Lörrach
waren es 3 000. in Rheinfelden 2 000. Die Redner kritisierten die Benachteiligung
der sozial Schwachen - die Kleinsparer etwa seien „von heute auf morgen
zu Bettlern" gemacht worden - und verlangten einen energischen ..Kampf gegen
die ungerechtfertigten Preissteigerunsen und den Preiswucher, ein ausreichendes
Einkommen für alle Werktätigen und die baldige parlamentarische Erledigung
der sozialpolitischen Gesetze". In der britischen und amerikanischen Zone riefen
die Gewerkschaften im November 1948 zum Generalstreik „gegen die Anarchie
auf den Warenmärkten und gegen das weitere Auseinanderklaffen von Löhnen
und Preisen" auf.

Der Lohnstopp wurde in Baden Ende November 1948 aufgehoben. Dadurch
stieg hier der durchschnittliche Industrielohn von 0.98 DM in der Stunde auf 1.08
DM. Demgegenüber mussten bei einem Monatslohn von vielleicht 200 DM im
Frühjahr 1949 etwa 150 DM aufgebracht werden, um eine vierköpfige Familie
ordentlich zu ernähren. ..Diese Summe kann vom Durchschnitt der badischen
Bevölkerung nicht bezahlt werden", stellte das Ministerium für Landwirtschaft
und Ernährung diesbezüglich fest. Zur sozialen Befriedung trugen in Baden jedoch
ein leistungsfähiges Sozialversicherungssystem, eine vorbildliche Kriegsopferversorgung
, ein arbeitnehmerfreundliches Mitbestimmungsgesetz und das badische
Soforthilfegesetz bei - Errungenschaften, die durch die Angleichung an die
Bundesgesetzgebung nach 1949 teilweise abgebaut wurden.

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