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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
63.2001, Heft 2.2001
Seite: 170
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2001-02/0172
Die Gründe für die Preissteigerungen und für gelegentliche Warenknappheit
lagen in der gewaltigen Nachfrage, der die Produktion nicht gerecht werden konnte
, obwohl auch diese sprunghaft anstieg - so in Baden im 2. Halbjahr 1948 um
15.8% und im 1. Halbjahr 1949 um 27.3%. Aber der Produktionsanstieg stieß bald
an Grenzen, als Rohstoff- und Energiemangel die weitere Entwicklung in zunehmendem
Maße hemmten. Abhilfe schufen hier dann die Marshallplanlieferungen,
die Lebensmittel und vor allem Rohstoffe ins Land brachten. Vorübergehend wurde
im Sommer 1948 auch das sogenannte ..Jedermann-Programm" durchgeführt.
Dadurch konnte in begrenztem Umfang die breite Masse mit standardisierten Waren
- vor allem Schuhen und Bekleidung - in kontrollierter Qualität zu erträglichen
Preisen versorgt werden.

Gravierende Auswirkungen hatte die Währungsreform auf die Kultur und das
Pressewesen. Anders als Nahrungsmittel waren Kulturerzeugnisse jeglicher Art in
den ersten Nachkriegsjahren bezugscheinfrei und gegen geringes Entgelt zu haben
gewesen. Als lange entbehrte Lebensmittel und Waren des alltäglichen Bedarfs
aber wieder zu kaufen waren, wurde das knappe Geld anders ausgegeben. Man
wollte sich, nach den Entbehrungen der zurückliegenden Jahre, wieder satt essen,
investierte in Haushalt. Einrichtung und Wohnung. Die Publizistik, bildende
Künstler. Konzertveranstalter und die Theater gerieten in die Krise. Die Badische
Zeitung beispielsweise war gezwungen, ihre Auflage um die Hälfte zu reduzieren,
und die Parteizeitungen stellten nach der Bundestagswahl 1949 ihr Erscheinen
ganz ein.

Arbeitsfreudigkeit und Bauboom

Positiv wirkte sich die Währungsreform auf den Wiederaufbau aus. Während
aufgrund von Materialknappheit und Facharbeitermangel Ende Juli 1948 in Freiburg
gegenüber 1939 immer noch ein Defizit von 6 000 Wohneinheiten bestand
und erst 34 Prozent der schwer beschädigten und 80 Prozent der leicht beschädigten
Wohnungen wieder bewohnbar waren, kam es jetzt zu einem regelrechten
Bauboom - nicht zuletzt weil „mit dem Tage der Währungsreform sozusagen über
Nacht eine berufsbedingte Arbeitsfreudigkeit einsetzte", wie in einem Bericht der
Stadtverwaltung Freiburg festgestellt wurde.

Die Preise erreichten um die Mitte des Jahres 1950 wieder das Ausgangsniveau
vom Juni 1948. und die Löhne kamen nach Aufhebung des Lohnstopps in Bewegung
. Die Arbeitslosigkeit bildete dagegen noch auf lange Zeit ein ernstes Problem
. Die Zahl der Arbeitslosen war in den Westzonen von der Währungsreform
bis Ende 1948 auf 760 000 und bis Ende 1949 auf 1.56 Millionen angewachsen -
und dies trotz eines stetigen Anstiegs der Produktion. Die Arbeitsuchenden und
Arbeitslosen nahmen im Monat nach der Währungsreform dramatisch zu, während
die Zahl der offenen Stellen im gleichen Zeitraum um fast die Hälfte fiel. Das
unvermittelte Ansteigen der Arbeitslosenzahlen nach der Währungsreform hatte

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