Freiburger historische Bestände - digital

Die Weidgenossen von Lörrach und Stetten
im Streit von 1501

Volkmar Schappacher

Anlässlich von Recherchen für das Ortsfamilienbuch von Lörrach - Stetten im
Stadtarchiv Lörrach war dessen Bearbeiter im April 2001 auf eine der ältesten
ortsgeschichtlichen Urkunden im Archiv gestoßen.11 Der Zufall wollte es, dass es
nur wenige Tage vor dem 500. „Geburtstag" des Dokuments war: Die Urkunde
wurde am ..Zinstag nach dem Sonntag so man zu Anfang der heiligen Meß singt:
Cantate, als man zalt von Christi Geburt unseres Lieben Herren 1501" abgefasst.
Da der Sonntag Cantate der vierte Sonntag nach Ostern ist und Ostern dem alten
Julianischen Kalender entsprechend im Jahre 1501 auf den 11. April fiel, errechnet
sich für diesen Dienstag der 11. Mai 1501.2' Man war hier noch ein halbes
Jahrhundert vor der Reformation und mehr als zwei Dezennien vor dem Bauernkrieg
.

Der Zustand der zweiseitigen, mit Tinte auf Papier geschriebenen Urkunde, die
uns als eine wahrscheinlich spätere Kopie erhalten wurde, ist ihrem hohen Alter
entsprechend sehr brüchig und stark wasserfleckig. Stellenweise ist die Schrift
ausgeblichen und nicht mehr lesbar. Leider gibt es dadurch einige Fehlstellen,
aber der Sinn des Dokuments lässt sich ohne weiteres erschließen.

Die Originalwiedergabe des Urkundentextes erscheint als Transkription im Anhang
, eine Erläuterung hier im Anschluss folgend. Im Findbuch des Stadtarchivs
gibt es für diese Urkunde ein Regest, das nachfolgend zitiert wird. In dieser
Inhaltsgabe wurden die im Text m. E. unrichtig gelesenen Stellen mit ? bzw.
Unterstreichung markiert. Die richtige Lesart ist in [Eckklammer] angefügt oder
auch der Transkription des Originals zu entnehmen.

.. 1501. Zinstag nach Cantate. Mai 11.

Peter von Offenburg und des Rats zu Basel als „Gemeindt" (Schiedsmann).
Ortlin Greßger. Vogt zu Riehen. Vogt TRentzi [Henntzi] zu ?Fischingen, Hans
Geng, Vogt, und Ehrhart Wirts zu TLutzlingen [Intzlingen]. als Zusätzen, schlichten
Spänne zwischen Vögten. Ratsleuten und Gemeinden der Dörfer Lörrach und
Stetten des Waidgangs halber. Die Lörracher mögen, wenn das Feld leer ist. und
man sonst zu Waid fahren mag, mit ihrem Vieh bis auf die Straße, die durch das
Dorf Stetten hinab in die Wiesen (Fluß oder Wiesen?) geht, bis auf die Wiesen
und oberhalb dem Dorf Stetten berghalben und an den Weg. der durch das Li[njg
hinauf geht, zu Waide fahren, die von Stetten, wenn das Feld leer ist und man
sonst zur Weide fahren mag, mit ihrem Vieh bis an den Brühl und vom Brühl
hinab in das Bächlein, das durch das Dorf Lörrach läuft, demselben Graben nach
bis an die Wiesen und oberhalb dem Dorf Lörrach berghalb unten am Hünerberg.
Ennet der Wiesen soweit Lörracher und Stettener Zwing und Bann gehen, und in

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