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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
64.2002, Heft 2.2002
Seite: 149
(PDF, 32 MB)
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Zahlreiche repressive Regelungen für die Ein- und Ausfuhr von Lebensmitteln.
Schriften und Devisen traten in der Folgezeit in Kraft. Durch die beschränkte
Ausfuhr wichtiger Waren und vor allem Gelder sollte ein autarkes Deutschland
entstehen. Die im Lande behaltenen Devisen und Rohstoffe waren für die Aufrüstung
vorgesehen. Die Menschen an der Grenze hatten deswegen täglich mit
streng gehandhabten Personen-. Fahrzeug- und Gepäckkontrollen zu rechnen.
Auch Protestschreiben an Bürgermeisterämter und Zollämter brachten in diesem
Fall keine Erleichterung.361 Stattdessen setzten die Grenzbehörden in der Folgezeit
weitere Einschränkungen durch. Die Zahl der Übergänge und die Dauer ihrer
Öffnung wurde im Verlauf der dreißiger Jahre kontinuierlich reduziert. Solche
Maßnahmen wirkten sich sehr schnell auf den Grenzverkehr aus. Schweizerische
Sonntagsausflügler und Wanderer kamen seltener ins Markgräflerland. was Wirten
und Hotelbesitzern sroße Probleme bereitete. Bereits im Jahr 1933 waren die
Fahrgastzahlen der Tramlinie 6 zwischen Riehen und Lörrach um 35 Prozent
gesunken.37)

Umgekehrt litten schweizerische Geschäfte unter den allmählich ausbleibenden
Kunden aus dem nördlichen Nachbarland. Trotz der strengen Devisenbestimmungen
der deutschen Behörden kauften viele Grenzbewohner weiterhin in der
Schweiz ein. Als jedoch zu Kriegsbeginn 1939 der Personenverkehr drastisch
reduziert wurde, bedeutete das für manches Riehener Geschäft aufgrund ausbleibender
Kunden aus dem Markgräflerland den Ruin.38)

Am Rheinknie wurden die politischen Unterschiede auch im Umgang der Menschen
miteinander deutlich. So meldete das Aargauer Polizeikommando im April
1938 dem Lörracher Bezirksamt bezüglich des Verhaltens deutscher Grenzgänger
in der Schweiz:

..Es kommt täglich vor, dass Grenzgänger aus Deutschland sich auf
Schweizerboden dahin äussern, dass nach Österreich nicht nur die
Tschechoslowakei, sondern auch die Schweiz ans Brett komme. Durch
solche Äusserungen werden Unruhe und Hass gesät."39*
Der Hass aufeinander lässt sich als kollektiv auftretendes Merkmal in der Bevölkerung
kaum messen, doch wirkten sich die politischen Unterschiede und vor
allem die reduzierten Möglichkeiten des Kontaktes verstärkt auf die Menschen
aus. Im Jahr 1939 wurde die ..grenzüberschreitende" Tramlinie 6 zwischen Riehen
und Lörrach eingestellt. Der Kriegsbeginn im September 1939 sorgte schließlich
für einen drastischen Rückgang des Grenzverkehrs und somit der Kontakte. Am
25. September wies der Lörracher Landrat auf die Einführung neuer, blauer
Grenzkarten im kleinen Grenzverkehr hin:

„Ich mache darauf aufmerksam, dass nur in wirklich begründeten Fällen
mit der Ausstellung einer Grenzkarte gerechnet werden kann. Besuch
bei Verwandten genügt nicht. Die Grenzkarten bedürfen auch
noch der Anerkennung der Schweiz, die ebenfalls genau nachprüft, ob
wirklich ein schutzwürdiges Interesse am Grenzübertritt vorliegt und
verneinendenfalls die Anerkennung versagt/'40'

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