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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 26
(PDF, 32 MB)
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unter dem Meierhof grub man 1663 und 1691 Keller zur Lagerung von Weinfässern
ein. Nachdem schon 1612 das Kreuz auf dem Kirchturm durch einen bis 1992
diensttuenden Turmhahn, den „Chillegügger*. ersetzt worden war, erweiterte man
1693 letztmals das Kirchenschiff und vergrößerte auch den Glockenträger um ein
Drittel auf 41 Meter: Diese Höhe wurde bis heute durch kein anderes Gebäude
Riehens übertroffen. Dafür erreichte 1984 auf St. Chrischona eine Telekommunikationsanlage
mit 250 Metern den Rekord als höchstes Haus der Schweiz.

Einige Töchter des in Riehen niedergelassenen Basler Patriziates heirateten,
damals ein unerhörtes Geschehen, in dörfliche Familien ein und brachten damit
.blaues Blut' unters Volk. Edle Ahnherren waren etwa der Domkapitelschaffner
Balthasar Migel (1527-1606). der um die Schule verdiente Pfarrer Johannes Müller
(1561-1631) und der Spitalmeister Emanuel Burckhardt (1719-1765). Seltener
verbanden sich Riehener Töchter mit Städtern und wenn, dann oft mit solchen
einfacheren Standes. Auch außereheliche Verbindungen kamen vor. Ursprünglich
baslerische Familien zogen meist der Ehe wegen aufs Land. So freite der Sattler
Johannes David (1625-?) die Einheimische Anna Schlup (1631-1701) aus dem
Meierhof. gab 1650 sein Stadtbürgerrecht auf und wurde Untertan zu Riehen.
Andere Geschlechter wanderten aus dem später badischen Umland ein wie
Trächslin (1549), Weissenberger (1685) und Stücklin (1696) oder aus Gemeinden
des Baselbiets wie Möhler (1664) oder Schäublin (1658), sowie aus dem Kanton
Zürich (Sulzer 1581, Unholz 1698) und - selten einmal - aus dem Elsass (Höner
1604). In Bettingen wurde 1573 die nachmals bedeutendste Dorffamilie Bertsch-
mann erstmals erwähnt. Es folgten dort die neuen Sippen Senn (um 1625), Krebs
(um 1635) und Basler (um 1670). Trotzdem dürfte damals neben Wettstein der
bekannteste Zeitgenosse in den Landgemeinden dessen „Giggishans" genanntes
Faktotum Hans Jäcklin (1598-?) gewesen sein. Das Andenken an ihn wahrt je ein
Bild im Alten Wettsteinhaus an der heutigen Baselstrasse 34 und im Migelschen
beziehungsweise Neuen Wettsteinhaus (Baselstrasse 30) mit der für den grassierenden
Alkoholismus der Zeit typischen Legende: „Des dursten Sohn bin ich
genannt/Der Bruderschaft gar wohlbekannt/Ach so Trinck du lieber bruder mein/
Un schenk mir auch ein frischen ein."

Die verschiedenen Erbfolgekriege zogen sich vom letzten Viertel des 17. bis in
die Mitte des 18. Jahrhunderts hin, das Röttier Schloss ging 1678 in Flammen auf
und 1702 wurde die Schlacht bei Friedlingen geschlagen. Obwohl es immer wieder
zu Grenzverletzungen kam. konnten die Leute von Riehen und Bettingen auch
jetzt wieder im Vergleich zu ihren Nachbarn jenseits der Landesgrenzen in relativem
Frieden leben. Die Geschicke dieser Bauerndörfer unterschieden sich nicht
vom damals allgemein Üblichen. Allenfalls sorgten die Wiese und ihre kanalisierten
Seitenarme wegen Überschwemmungen und Wasserrechten für Probleme. Die
Basler Regierung kümmerte sich im Geist des Absolutismus und im Glauben an
ihre Verantwortung vor Gott um alle Kleinigkeiten.

Episoden, Verbrechen und Skandale unterbrachen die Eintönigkeit der Zeit. In
Bettingen tötete ein Raubmörder 1545 Heini Meyer, und ein Knabe von Tüllingen

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