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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 32
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gewonnene Freiheit feierte man wie anderwärts am 22. Januar 1798 mit der Errichtung
eines Freiheitsbaums vor der Dorfkirche, was seither als Geburtstag des
demokratischen Riehen gilt, und gleichentags eines weiteren in Bettingen vor dem
..Baslerhof'. Der Schuhmacher Johann Jakob Unholz (1764-1834) hielt vor dem
..Ochsen" eine vermutlich von Pfarrer Huber inspirierte Ansprache. Das Ancien
Re'gime hatte ausgedient, alte Ämter wie die des Ober- und Untervogts wurden
abgeschafft und neue eingeführt. Wenig später fanden erste Volkswahlen statt.
Der Arzt Singeisen und der letzte Untervogt Johannes Wenk im Meierhof (1752—
1820) - wie sein Vater Samuel Glied der Pietistengemeinde - vertraten nun Riehen
im Kanton, während der Rössliwirt Johannes Stump (1746-1814), dessen
Grabstein an der Mauer der Dorfkirche noch erhalten ist, erster wichtiger Kommunalpolitiker
wurde.

Da in Bettingen schon damals zahlreiche Arbeiter wohnten, gehörte wenig überraschend
auch der erste Präsident, nämlich der Seidenweber Hans Heinrich
Bertschmann (1762-1823). zu diesem Stand. Nach ihm stellten auch dort die
bisher von öffentlichen Ämtern ausgeschlossenen Wirte wichtige Exponenten des
Dorfs, wie etwa Johann Jakob Müri (1765-1813), der dann aber wegen angeblichen
Waldfrevels 1809 sein Amt verlor, worauf man neuerdings die Wirte als zum
Präsidentenamt unwählbar erklärte. Die Häufigkeit der Haupt- und Nebenwirtschaften
in der damals noch vom Rebbau geprägten Gemeinde wurde bei dieser
Gelegenheit gerügt. Später aber zogen Restaurants wie der erwähnte „Baslerhof',
der „Waldrain" (1914) und das „Brohus" (1917) Spaziergänger in Scharen an.

Man konnte sich aber der neuen Freiheit nicht recht freuen. Nach Jahrhunderten
des Friedens begannen 1798 die mit Unterbrüchen bis 1815 währenden Kriege.
Zunächst erhielt Riehen erstmals eine eidgenössische Grenzbesetzung durch sogenannte
Zuzüger. ihnen folgten die Franzosen und diesen 1799 für kurze Zeit die
Österreicher. Schlimmeres geschah 1813/14: Fünf zwangsrekrutierte Riehener kamen
in den Napoleonischen Kriegen um. durchmarschierende fremde Truppen
belegten an Weihnachten die Dorfkirche und schleppten Typhus ein.

Während und nach dem kurzen Zwischenspiel der zentralistischen Helvetischen
Republik (1798-1803) wurde aus alten und neuen Bestandteilen noch heute nachwirkendes
Kommunalrecht geschaffen. Ein fünfköpfiger (seit 1951 siebenköpfiger
) Gemeinderat löste in Riehen das Geschworenenkollegium und der Gemeindepräsident
den Untervogt ab. In Bettingen zählte der Gemeinderat neben dem Gemeindepräsidenten
zwei (seit 1951 vier) weitere Mitglieder. Aber es dauerte noch
Jahrzehnte bis zur Verinnerlichung des Neuen und bis zu einer gewissen Kontinuität
in der Ausübung der Ämter.

Warum heißt es nicht „Bettingen BL" und „Riehen BL'?

Die Zeit zwischen dem Ende Napoleons 1815 und der definitiven Trennung des
Kantons Basel 1833 verlief in Riehen relativ ruhig. Das Hungerjahr 1816 verstärk-

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