Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 119
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0121
Auf den Spuren einer vergangenen Zeit

Eine Carriere-Bibel im Container
Gisela Timpte

Es ist einige Jahre her. dass bei einem Spaziergang meine Aufmerksamkeit
durch Zufall auf einen Müllcontainer gelenkt wurde, der offensichtlich für eine
Haushaltsauflösung an der Strasse bereitgestellt war und voll beladen auf den
Abtransport wartete. Obendrauf erblickte ich ein sorgsam verschnürtes Paket, das
dem Anschein nach Bücher beinhaltete. Um dieses ..Etwas" vor der drohenden
Entsorgung zu retten, bat ich die Besitzer, es an mich nehmen zu dürfen. Später
dann, beim Öffnen des buchstäblich in letzter Minute geretteten Pakets (einige
Stunden später war der Container verschwunden!) kam zu meinem großen Erstaunen
ein außergewöhnlicher Schatz zum Vorschein: das Paket war wahrhaft ein
Bücherpaket, das Raritäten enthielt. Ich hatte drei kunsthistorisch wertvolle Bücher
serettet!

Das erste Buch im Quartformat entpuppte sich als theologisches Fachbuch: eine
Dogmatik von Jacob Danovius. im Jahre 1772 in Jena gedruckt, mit dem Titel
THEOLOGIAE DOGMATICAE INSTITUTIO. das ganze Buch in lateinischer
Sprache verfasst. Bei dem zweiten Buch im Halbfolioformat handelte es sich um
das LEHRBUCH DER GANZEN CHRISTLICHEN MORAL ZUM ALLGEMEINEN
GEBRAUCHE von D. Johannes Peter Miller. 1776 in der Weygandschen
Buchhandlung zu Leipzig gedruckt. Das Buch ist in der sogenannten durchschossenen
Buchbindetechnik gearbeitet, d. h. zwischen dem Text sind in regelmäßigen
Abständen mehrere Leerblätter eingeheftet, die für persönliche schriftliche Ausarbeitungen
verwendet würden.

Als drittes Buch aber, im Folioformat 40 x 27 cm, 10 cm dick, gewichtige 5 kg
schwer, hielt ich eine imposante Bibel in den Händen! Die sehr gut erhaltenen,
lederbezogenen Holzdeckel sind in kunstvoller Rollenstempelung gestaltet und
mit reichen, fein ziselierten Beschläsen aus Messing versehen. Beeindruckend ist
auch der prächtige Buchrücken. Es handelt sich bei der Bibel um die sogenannte
„LÖRRACH-BIBEL". 1748 von dem von Basel nach Lörrach eingewanderten
Hugenotten Samuel Auguste de La Carriere in Lörrach gedruckt. Das Frontispiz
zeigt den 18jährigen Markgrafen Carl Friedrich, der zwei Jahre vor dem Druck
der Bibel am 22. November 1746 sein Resierunssamt übernommen hatte. Das in
Kupfer gestochene Portrait ist ein schönes Beispiel für die buchdruckerische Ge-
staltunsskunst im Zeitalter des Barock.

Die Bibel hat einen beachtlichen Umfang von ca. 970 Seiten. Das dem Portrait
folgende Titelblatt ist mit großen roten und schwarzen Lettern reich verziert und
weist folgenden Text auf: ..BIBLIA Das ist die Gantze Heilige Schrift Alten und
Neuen Testaments. Nach der rein-teutschen Uebersetzung Doctor Martin Luthers,

119


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0121