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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 139
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-01/0141
„Le petit Neubourg dit Chalampe"

Günter Boll

Der mündlichen Überlieferung zufolge soll die erst während des Spanischen
Erbfolgekrieges (1701-1714) auf dem linksrheinischen Teil der Gemarkung Neuenburg
entstandene Korbflechtersiedlung Chalampe nach dem siegreichen Gefecht
, das der französische Marschall du Bourg dem kaiserlichen General von
Mercy am 26. August 1709 bei Rumersheim geliefert hatte, von kriegsmüden
Soldaten gegründet worden sein.u Ein 1878 in Straßburg gedruckter und unter den
Titel „Der Rheinwald" gestellter Beitrag des Banzenheimer Lehrers Ernst Rottmann
zur Geschichte des Ortes enthält die folgende auf eine nicht näher bezeichnete
Quelle gestützte Darstellung der Entstehung des bis 1789 im Besitz der Stadt
Neuenburg verbliebenen Dorfes: „Während des Aufenthaltes der französischen
Truppen im Rheinwalde fing ein gewisses, aus Franzosen, Schweizern und Savoy-
arden zusammengeschaartes Streifvolk, welches der Armee nachgezogen kam.
hier am Platze des Rheinwaldes an. sich Hütten zu bauen und rings um diese
Hütten weitere Strecken auszustocken (urkundlich). Nach dem Abzug der Truppen
verblieben die Fremdlinge in den von ihnen erbauten Hütten (baraques). behaupteten
ihr auf ungesetzlichem Wege errungenes Besitzthum und bezahlten während
einem oder zwei Jahren denen von Neuenburg, die immer noch Ansprüche auf den
Rheinwald machten, einen Pachtzins, um sich als Pächter derselben eine Art gesetzliches
Recht zu verschaffen."2'

Die erste urkundliche Erwähnung des merkwürdigen Namens dieser Siedlung,
für den es bis heute keine befriedigende etymologische Erklärung gibt, datiert vom
13. Dezember 1715 und betrifft einen vor dem Conseil souverain d'Alsace in
Colmar ausgetragenen Rechtsstreit zwischen den Banzenheimer Bauern und den
vom Neuenburger Magistrat unterstützten Bewohnern der „baraques de Chalam-
bey" um die von beiden Parteien beanspruchte Nutzung des durch die kriegsbedingte
Verwüstung des Rheinwaldes gewonnenen Ackerlandes.3)

Der erste namentlich bekannte Schultheiß der Gemeinde Chalampe war ein
gewisser Georges Major, der anlässlich des Erwerbs einer im „ban et finage du
petit neubourg" gelegenen Baracke samt Garten und „trois quarterons de terre
labourable", die ihm der nach 1715 von dort nach Banzenheim verzogene Gaspard
Einiger und dessen Ehefrau Anne Marie Herame zum Preis von 19 livres tournois
überließen, im Kaufvertrag vom 18. März 1718 als „prevost du petit neubourg dit
Chalampe" tituliert wurde.4' Denselben Namen der auf dem linken Rheinufer
gelegenen Ortschaft belegt eine Obligation zu Lasten der „Marie Simon veuve de
feu Gille Jacque vivant Habitant au petit Neubourg dit Chalampey" vom 17. März
1727, die sich bei den in Colmar archivierten Akten des vormals königlichen
Notariats Neubreisach befindet.5' Von den beiden Töchtern der Schuldnerin, die

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