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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 1.2003
Seite: 164
(PDF, 32 MB)
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den, weil er kein badischer Staatsbürger war. Als Elsässer war er Franzose. Kurzerhand
ersuchte er, zusammen mit seiner Braut Josepha MÜLLER von Horchheim
(Amt Kenzingen). um Aufnahme in den badischen Staatsverband, was ihnen
1857 von Karlsruhe aus rasch gewährt wurde. Jetzt durfte IMBACH in Stetten als
Gemeindebürger angenommen werden, und er konnte für die Arbeiter-Colonie
Neustetten seinen Grunderwerb tätigen. Noch 1857 war Baubeginn in Neustetten.
Übrigens ein Ortsname, der wohl wegen Überalterung des Quartiers bei der jüngeren
Generation immer mehr in Vergessenheit gerät!

Wie uns Christian Martin VORTISCH berichtet, hat „IMBACH 140 kleine
Einfamilien-Reihenhäuser seinen Arbeitern in einem modernen Mietkauf-System
zu Eigentum überlassen. IMBACH erfüllte so die Aufgabe einer für den sozialen
Wohnungsbau tätigen Bausparkasse. Seine Idee und die Art und Weise, wie er sie
durchgeführt hat. sollte ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte unserer Landschaft
sichern."

Durch die Colonie Neustetten kam die Gemeinde Stetten aber in arge Bedrängnis
, denn sie war mit der nötigen Infrastruktur überfordert. Die Wasserversorgung
oder das Schulwesen mit der Gemeindeschule seien hier nur als Beispiele genannt.
Bereits 1875, also nur 18 Jahre nach Gründung, hatte Neustetten mit 1 127 Einwohnern
mehr Bewohner als Altstetten, wo inzwischen auch 1 078 Personen lebten
(zusammen also mit 2 205 Personen der schon erwähnte Halbzeitwert).

Eine versuchte Ausgliederung von Neustetten nach Lörrach ließ die badische
Gemeindeordnung nicht zu. obwohl die Siedlung an der Gemarkungsgrenze lag.
So kam es nach langen Verhandlungen schließlich am l. April 1908 zur Eingemeindung
der ganzen Gemarkung, wobei die Gemeinde Stetten mit ihrem Land
und mit ihrem Waldbesitz vom Maienbühl bis zum Siebenbannstein eine stolze
Brautgabe präsentierte.

Unser Philipp IMBACH hatte Lörrach bald wieder verlassen. Bereits 1874 hat
er die badische und jetzt auch deutsche Staatsbürgerschaft aufgegeben. Das war
im Dritten Reich vielleicht Grund genug, um die ihm gewidmete IMBACH-Straße
in SCHILLER-Straße umzubenennen. Erst seit kurzem gibt es an anderer Stelle in
Lörrach wieder einen IMBACH-Weg. Sein Einbürgerungsverfahren ist ein schönes
Beispiel für den Wert, die Bedeutung und Entwicklung des Bürgerrechts im
19. Jahrhundert.

Eine ganz andere Persönlichkeit in Stetten war 40 Jahre früher der Musikdirektor
Joseph Anton GINZHOFER. Musiklehrer am Lörracher Pädagogium. Er
stammte aus Ingolstadt und hatte im Jahr 1819 eine Tochter Therese aus der
Stettener Bürgerfamilie HAAS geehelicht. Das Bürgerrecht erhielt er kostenlos
mit der Auflage, in Stetten Musikunterricht zu erteilen und eine Bürgermusik zu
gründen. Einer seiner Söhne war 1853 Vikar in Säckingen und später Dekan in
Radolfzell.

Auch die Tochter Amalia Sophia Maria des Zeichenlehrers Christian MEI-
CHELT von der gleichen Lörracher Schule heiratete 1838 in Stetten einen Grenz-
Ober-Kontrolleur Franz RUPPERT aus Hügelheim (geb. in Kislau bei Mingols-

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