http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2003-02/0096
Besonders eine Stelle des Rotulus bietet Anhaltspunkte, daß es sich bei Adalbert
von Staufen nicht um einen gewöhnlichen herzoglichen Ministerialen handelte,
sondern daß seine soziale Stellung höher einzuschätzen ist. Gemeinsam mit seinem
Bruder Kuno von Blankenberg stiftete Adalbert beim Kloster St. Peter eine
Kapelle, welche die Brüder mit eigenen Mitteln erbauen ließen. Sie dotierten sie
aus Eigengut, wobei Kuno seinen Besitz in Gundelfingen und Adalbert sein Gut
in Ballrechten übergab8. Bei der Ausstattung des Klosters St. Peter zeigte Adalbert
demnach ein überdurchschnittliches Engagement und übergab nicht nur Güter aus
seinem Besitz, wie dies viele andere Gefolgsleute der Zähringer ebenfalls taten.
Die gehobene soziale Stellung des Staufeners zeigt sich auch unter einem weiteren
Aspekt. Als der zähringische Ministeriale Kuno von Falkenstein bei seinem
Eintritt ins Kloster St. Peter diesem mehrere Eigengüter übertrug, waren einige
seiner Verwandten anwesend, um die Schenkungen zu bezeugen, darunter seine
Gattin Ita sowie sein Neffe Egilolf von Blankenberg. Dieser war ein Sohn des
Kuno von Blankenberg und dadurch zugleich Neffe Adalberts von Staufen9. Damit
kann eine Verbindung zwischen den Herren von Blankenberg/Staufen und den
Falkensteinern aufgezeigt werden10. Es ergibt sich die Vermutung, daß Adalbert
von Staufen zu jenem verwandtschaftlich verbundenen Kreis Breisgauer Edelfreier
gehörte, welche die Zähringer bei ihrem Ausgriff in diese Landschaft ab 1079 dort
vorfanden und die in die Dienste der Herzöge traten".
Adalbert benannte sich nach dem prominentesten Gut zu, das sich in seinem
Besitz befand. Da seine Namenswahl auf Staufen fiel, zeigt dies deutlich, welche
Bedeutung er dem Ort beimaß. Die dortigen Eigentumsverhältnisse sind indes nicht
mit Gewißheit zu klären. Bereits Stülpnagel wies darauf hin, daß sich weder der Ort
Staufen noch die Vogtei über St. Trudpert, wo sich die Grablege des Geschlechts
befand, bis ins späte 13. Jahrhundert als Lehen der Zähringer oder anderer Herren
nachweisen läßt12. Da Eigengut Adalberts im benachbarten Ballrechten bekannt ist,
wäre denkbar, daß auch Staufen zu seinen allodialen Besitzungen zählte. Andererseits
kann angesichts der dominierenden Stellung der Basler Bischöfe im Gebiet des
Münstertals und mittleren Breisgaus, die sie seit Übertragungen von Wildbann- und
Bergbaurechten in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts besaßen, nicht ausgeschlossen
werden, daß Staufen ehemals zum Basler Besitzkomplex gehörte13.
Bereits Stülpnagel wies darauf hin, daß es nicht möglich ist, einen verwandtschaftlichen
Zusammenhang zwischen Adalbert, dem mutmaßlichen Stammvater
der Herren von Staufen, und den jüngeren Herren dieses Namens nachzuweisen.
Zwar gibt es bereits im Rotulus Sanpetrinus aus der Zeit Herzog Konrads von
Zähringen (1123-1152) Belege für einen Gottfried und einen Konrad von Staufen
, ihr verwandtschaftliches Verhältnis zu Adalbert bleibt jedoch unklar. Es wäre
sogar denkbar, daß Adalbert kinderlos starb und ihm eine andere Familie mit anderem
sozialem Hintergrund in der Herrschaft über Staufen nachfolgte. Besonders
auffällig ist in diesem Zusammenhang, daß der Name Adalbert bei den Herren von
Staufen, bei denen bis zu deren Ende die Leitnamen Gottfried, Otto und Werner
dominierten, nicht mehr vorkam14. Alle Überlegungen zu Adalberts hervorragender
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