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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
65.2003, Heft 2.2003
Seite: 131
(PDF, 36 MB)
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Dreiteilung des Familienbesitzes zwischen den Brüdern Anselm und Heinrich von
Rappoltstein sowie Heinrich, dem Sohn ihres verstorbenen Bruders Ulrich, einen
umfassenden Überblick auf die territoriale Herrschaftsbildung der Rappoltsteiner3.

In der Zeit um 1300 behauptete die Colmarer Dominikanergeschichtsschreibung,
daß im Elsaß zu Beginn des 13. Jahrhunderts allein die Städte {civitates) Straßburg
und Basel bestanden hätten4. Erst im Laufe dieses Jahrhunderts hätten sich die
Städte vermehrt, womit das Bürgertum zu einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Machtfaktor geworden ist, während sich die Adligen im selben Zeitraum
ihre steinernen Burgen erbaut hätten. Solch eine idealisierende Ansicht beschreibt
eine Entwicklung, deren wichtige Etappen sich im Falle Rappoltsweilers und der
Rappoltsteiner tatsächlich feststellen lassen. So sind im 13. Jahrhundert die Erweiterung
des Schlosses St. Ulrich sowie der Bau der Schlösser von Hochrappoltstein
und Girsberg zu verzeichnen5.

Der Ort Rappoltsweiler wiederum illustriert das von der Colmarer Annalistik
erwähnte städtische Wachstum unter dem Schutz der Herren von Rappoltstein, die
ihrerseits aus der Aktivität der Bürger Nutzen ziehen konnten: In einer Urkunde
Ulrichs von Rappoltstein von 1241 wird ein Schaffner {procurator) von Rappoltsweiler
erwähnt6, und für das Jahr 1256 erscheint der Ort in einer hier ausgestellten
Urkunde Ulrichs noch als Dorf (in villa nostra Rapolzwilre)1, während eine Urkunde
Anselms von Rappoltstein in der stat zvo Rapolzwilre ausgestellt worden
ist, Rappoltsweiler demnach eine Stadt im Rechtssinne war8. Der Ort hatte damals
um 1300 eine Flächenausdehnung erreicht, die im großen und ganzen bis zur Mitte
des 20. Jahrhunderts beibehalten wurde.

Als ein weiteres Anzeichen für den städtischen Charakter von Rappoltsweiler
kann gelten, daß sich im Jahre 1297 die Augustinereremiten im Zentrum des Ortes
niedergelassen haben9. Bekanntlich gründeten die Bettelorden nur dort ein Kloster,
wo ein ausreichendes Einkommen zu erhoffen war. Rappoltsweiler blieb in seiner
Entwicklung und Bedeutung zwar weit hinter anderen Städten am Oberrhein wie
Straßburg, Basel, Colmar oder Mülhausen zurück, stand aber auf der gleichen
Höhe wie Gebweiler, Thann oder Schlettstadt. Andere Städte, wie z. B. Rosheim,
ein alter Besitz der Staufer, sahen überhaupt keine Klöster in ihren Mauern.

Wenn man nun die mittelalterliche Stadt Rappoltsweiler näher betrachtet10, so ist
eine Eigenart hervorzuheben: Rappoltsweiler ist in vier Städte aufgeteilt, nämlich
in Altstadt, Neue Stadt, später Mittelstadt genannt, Oberdorf und - etwas später
- Niederdorf, danach auch als Unterstadt bezeichnet" (die beiden letzteren werden
1341 erstmals in den Quellen erwähnt). Dabei verfügten im 13. Jahrhundert allein
Altstadt und Neue Stadt über einen Stadtrat und ein Siegel. Diese merkwürdige
Aufteilung von Rappoltsweiler ist gewiß aus der Ausdehnung der ursprünglichen
Siedlung hervorgegangen, genauer gesagt aus der Gründung von neuen Ortschaften
, die an die zunächst bestehende angrenzten, jedoch rechtlich selbständig
blieben. Es bestanden drei Burgen, deren Besitz bei den Erbteilungen des Hauses
Rappoltstein von höchster Bedeutung war. Was nun das Verhältnis von Burgen und
Stadt betrifft, so entsprach jeder dieser Burgen jeweils ein Teil von Rappoltsweiler.

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