http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0036
Die Lehenmeier waren auch nicht religiöser als die anderen Leute im Dorf, im
Jahr 1652 musste nämlich Hans Oßwald wegen Fehlens in der Wochenpredigt
zähneknirschend eine Strafe von einem Gulden ins Almosen zahlen. Das Gut wurde
also nun von mehreren Familienvorständen bewirtschaftet, ohne dass dies aber
offiziell von St. Blasien abgesegnet worden war.
Dass während des langen Dreißigjährigen Krieges auch die Gebäude des Hofes
gelitten haben, liegt nahe. Aus einer Rechnung vom 9. Mai 1656 ist ersichtlich,
dass zur Bezahlung von Schulden u. a. auch 1000 Rebstecken nach Schliengen
gefahren wurden, für die man etwas mehr als 8 Gulden in Rechnung stellte, wobei
10 Rebstecken gleich bar bezahlt worden waren. Überhaupt scheint der Handel
mit Rebstecken einträglich gewesen zu sein, der Schulmeister in Tannenkirch
bekam nämlich ebenso 400 Rebstecken geliefert, und nochmal soviel erhielten
Kunden in Kandern. Dagegen wurde beim Kanderner Stabhalter und Markgräfler
Ausschussmitglied Bartlin Blum Wein für 7 Gulden und 19 Kreuzer eingekauft.
Im Juni desselben Jahres verkauften die beiden Lehenmeier mit Konsens des damaligen
Propstes zu Bürgeln. Columban Meyer, für 150 Gulden ein Waldstück aus
dem Lehenwald zur Abholzung an den Basler Ratsherrn und Landvogt zu Riehen.
Onophrion Merian.
Auch 1668 erfahren wir wieder einiges über die geschäftlichen Abwicklungen
des Lehenmeiers Hans Oßwald. Er verkaufte damals nämlich einem Johann Kittler
zwei Ochsen, und nach Sitzenkirch wurde ein hölzerner Wagen geliefert. 10 Jahre
später, bei der Zerstörung der Burgen Rötteln. Sausenburg und Badenweiler durch
die Franzosen, mag auch für die Bewohner des Meierhofes wieder eine unruhige
Zeit angebrochen sein, und viele Menschen flohen in die umliegenden Wälder.
Am 6. November 1694 wurde vom damaligen Vogt David Meyer und den Gerichtsbeisitzern
Michael Wehrlin und Hans Weiß beurkundet, dass Hans Oßwald
seinen halben Hof für 150 Gulden in Raten von jährlich 10 Gulden ohne Zins
an seinen Sohn Nikolaus verkauft hat. Dieser heiratete zur gleichen Zeit Ursula
Schuster, eine Tochter des verdienstvollen und hochangesehenen, 30 Jahre lang
wirkenden markgräflichen Försters Simon Schuster und seiner Frau Ursula Bröd-
lin zu Marzeil. Der andere Sohn Jakob übernahm die zweite Hälfte des Hofes von
seinem Onkel Peter Salzmann. Ursula Schuster wurde bereits 4 Jahre später Witwe
und bekam auf Anweisung der Abtei St. Blasien als zweiten Ehemann Michael
Rißmann, der aus dem Obereggener Meierhof stammte, empfohlen. Doch die beiden
Ehepartner waren sich später uneinig, und es kam zum Zerwürfnis und damit
zur Familientragödie.
Am 5. Dezember 1717 schreibt der Propst auf Bürgeln. Fridolinus Haffner. bei
..gräuslichem Windwetter*', wie er am Schluss dazusetzt. einen größeren Bericht
über die jeweiligen desolaten Zustände auf den beiden Höfen zu Obereggenen
und Kaltenbach. In Obereggenen. so klagt er, sei das Gut in zehn bis elf Teile
zerstückelt, von Lehenbrief und Revers wollen die Besitzer nichts oder nur wenig
wissen, und auch die Schätzungen seien deshalb fehlerhaft. Wer mag daran
schuld sein, fragt man sich auf Bürgeln. Zum Exempel kann auch die Witwe und
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