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von Bürgeln wiederum, dass immer noch keine neuen Lehenbriefe vergeben wurden
. Es wird festgestellt, dass diese Ursula Schusterin den Hof schon gegen 20
Jahre besitzt, aber weder sie noch ihr entlaufener letzter Mann Michael Rißmann,
von dem man nicht weiß, ob er noch lebt, oder ihr erster Mann Nicolaus Oßwald
sowie dessen Bruder Jacob hätten einen Lehenbrief oder Revers darüber erhalten.
Ihr zweiter Ehemann Michael Rißmann hatte nach langen Streitereien mit seiner
Frau den Hof um 1707 verlassen und war in den Krieg gezogen. Da nun zwei erwachsene
Söhne aus beiden Ehen den ganzen Hof weiter bewirtschaften wollten,
musste sich St. Blasien entscheiden, ob nun Simon Oßwald aus 1. Ehe oder Michael
Rißmann aus 2. Ehe das gesamte Erbe antreten soll. Auch die Möglichkeit
einer Teilung des Hofes war gegeben.
Die resolute St. Bläsische Meierin, wie sie überall genannt wurde, leitete über
viele Jahre den vereinigten Hof alleine, wobei sie von allen argwöhnisch beobachtet
wurde. St. Blasien aber gab sich anhand der Umstände ohne Kommentare
damit zufrieden. Aus einer späteren Notiz geht hervor, dass die Meierin auf dem
Lehenhof in den Kriegszeiten viel Leid ertragen musste, was sie als normale
Bürgerin nicht hätte erdulden müssen. Sorgen hatte sie aber genug, vor allem
jetzt mit zunehmendem Alter. Vor 3 Jahren sei Ursula Schusterin bei ihm auf der
Propstei gewesen und habe ihr Leid geklagt. Der Jäger von Marzell habe sie schon
des öfteren gewarnt, „ganz wohl Achtung zu geben auf den großen Lehenwald.
Wildsberg genannt, der Innere ./.so dermahlen alt und jung Holz hatte./.circa 99
Juchert. so 2 oder biß 3 000 Klafter Holz zum Kohlen und Brennen geben möge".
Die Holzhauer würden den ganzen Wald abhauen, wollen aber nicht mehr als 150
Gulden für alles Holz zahlen. Ob sie und St. Blasien damit wohl zufrieden wären?
Außerdem sind vor 5 Jahren (1717) für die Wiederaufbauung der zuvor verbrannten
Scheuer auf dem Lippisbacherhof ungefähr 100 Stumpen Holz abgeführt worden
. Auch für den Kaltenbacher Lehenhof sei zu dieser Zeit nach einem größeren
Brand ebensoviel oder noch mehr Holz benutzt worden. Für die Aufrechterhaltung
des Betriebes auf dem Hof mussten in letzter Zeit auch Anschaffungen gemacht
werden, wie z.B. 2 Pferde, 4 Kühe. 3 Kälber und 2 Stiere. Die Meierin gab zum
Schluss noch an, dass sie den halben Lehenhof für 530 fl. (Gulden) erkauft und
später den anderen Teil auch noch an sich gezogen habe. Dazu hätte sie sämtliche
auf dem Hofgut noch lastenden Schulden übernommen und den Hof nun wieder
zu einem Gut vereinigt. Am 7. Februar 1723 stirbt die Witwe 52 - jährig. Schwierige
langwierige Verhandlungen mit den Erben setzten ein. wobei auch klar wurde,
dass beim Ableben des ersten Mannes das Testament vom Schreiber so schlecht
und konfus geschrieben wurde, dass man es nicht mehr verwenden konnte.
Ende Mai wurde dann endgültig entschieden, die beiden Stiefbrüder Simon
Oßwald und Michael Rißmann als Lehenmeier einzusetzen, wobei die weiteren
Geschwister ausbezahlt werden sollten. Im Kloster St. Blasien war man zwar nicht
glücklich über diese Entscheidung, aber sie wurde geduldet. Auch sonstige Schulden
, wie z.B. die 1 Gulden 5 Kreuzer für den Totenbaum der Meierin, mussten sie
bezahlen. Im selben Jahr wurden noch 1 092 Klafter Holz vom Kaltenbacher Le-
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