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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 2.2004
Seite: 44
(PDF, 28 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2004-02/0046
Die Vogelbacher Wirtshäuser

Fred Wehrle

Zum Löwen

Anfang September 1718 richtete der neue Bürger und Bäcker von Vogelbach.
Hans Conrad Reif, ein Gesuch über die Einrichtung einer Schildwirtschaft an die
Obrigkeit. Er entschloss sich trotz der damaligen „geldklammen Zeit und dem zu
erwartenden geringen Ertrag" dazu. Ob Reif auch der Erbauer des Hauses war,
oder ob, wie nach einer mündlichen Überlieferung, das Haus bereits viel früher als
Zehntscheuer erbaut wurde, muss offen bleiben. Zur Bezahlung der Gebühr bietet
er 30 Gulden. Davon bittet er, die Hälfte bar und die andere Hälfte über mehrere
Jahre verteilt abtragen zu dürfen. Das Oberamt leitet die Bitte weiter, allerdings
mit der Bemerkung: ..Vogelbach ist ein sehr geringer Ort und die Wirtschaft eben
so viel nicht ertragen dürffe."

Man hatte also Bedenken, ob Reif das jährliche Umgeld aufbringen könne.
Bisher gab es in Vogelbach nämlich nur eine Gemeindewirtschaft, die immer turnusgemäß
meist für mehrere Jahre an einen jeweils dafür geeigneten Bürger, bzw.
an den Meistbietenden vergeben wurde. In diesen sogenannten „Stuben" fanden
dann in aller Regel auch sämtliche vogteibetreffenden Entscheidungen statt. Dies
geschah allerdings dann immer auch mit Weinausschank nach den betreffenden
Sitzungen, wobei es dabei sicherlich manchmal auch ziemlich laut und spät wurde.
Auch viele der Kirchgänger trafen sich nach den jeweiligen Gottesdiensten in der
Wirtsstube der Gemeindewirtschaft.

Schon früh begegnen wir in Vogelbach den Stubenwirten, so z.B. in den Jahren
1574 Michel Wackernell, 1586 Georg Pfunder, 1615 Georg Pfunder jung, 1700
Michael Asal, 1712 Johann Georg Mütterer. Der „Löwen" war damit das erste Realgasthaus
in Vogelbach. In Karlsruhe entschied man sich dann auch bereits am 26.
September desselben Jahres für die Genehmigung, die Reif vom Markgraf Karl zu
Baden und Hochberg verliehen wurde, aber mit der Bedingung, dass er eine Taxe
von 35 fl. bezahlen müsse, und zwar 15 Gulden sofort bar an den Burgvogt, die
restlichen 20 Gulden wurden als Hypothekenverschreibung vereinbart. Reif errechnete
sich jedoch ein gutes Geschäft, da sein stattliches Haus an exponierter
Lage direkt am Verbindungsweg von Kandern nach Marzeil lag. Sämtliche Fuhrwerke
der Köhler wurden über diesen Weg abgewickelt, und da das Kanderner
Eisenwerk in voller Produktion lag, war ein gutes Geschäft seiner Meinung nach
zu erwarten. Besonders nach der steilen Bergfahrt waren die Fuhrleute und auch
die Kohlpferde für eine Ruhepause dankbar. Da zum Haus auch schon immer ein
großes Ökonomiegebäude gehörte, war auch für die Versorgung der Tiere gesorgt.
Das uralte Gemeindewirtschaftsrecht bestand aber trotzdem noch lange Zeit im

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