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Nach nochmaligen Beratungen im Staatsrat wurde zwar von Brauer ein weiterer
Verfassungsentwurf ausgearbeitet und von allen Mitgliedern gebilligt, allein Erbgroßherzog
Karl lehnte eine Unterzeichnung ab. Er wünschte „in der dermaligen
politischen Crisi diese Sache noch einstweilen hingehalten zu wissen." 66 Daher
wurde die Sache nicht weiter verfolgt. Der Verfassungsentwurf geriet in Vergessenheit
. Erst 1814 ging man wieder an die Ausarbeitung einer Konsumtion.
Als im Jahre 1809 von Reitzenstein die Regierungsgeschäfte übernahm, kam es
erneut zu einer grundlegenden Umgestaltung des badischen Staates, nun nach
französischem Vorbild. Am 26.11.1809 unterzeichneten der Großherzog und sein
Enkel Karl das so genannte Novemberedikt.67' Das Land wurde nun in zehn Kreise
eingeteilt. Eine straffe Behördenorganisation baute die Verwaltung nicht wie bisher
von der breiten Grundlage der Gemeinden und Ämter nach oben auf, sondern konzentrierte
nach französischem Muster alle Macht an der Spitze und ermöglichte so
die Wahrung von Übersicht, Einheit und Kontrolle. Die fünf Ministerien leiteten
die ganze Staatsverwaltung.6*' Über den fünf Fachministern stand die Ministerial-
konferenz als oberste Staatsbehörde, die zur Beratung besonders wichtiger Gegenstände
unter dem Vorsitz des Landesherrn zusammentrat. Für wichtige Beratungen
konnte der Großherzog Staatsräte hinzuziehen. Dem Novemberedikt folgte
im Dezember eine neue Personalorganisation. Sie beließ Meier im Außenministerium
. Neben ihn trat jedoch als weiterer Ministerialdirektor Brauer.69' Im folgenden
Jahr wurde außer der Ministerialkonferenz eine „verstärkte Staatsberatung"
geschaffen. Sie hatte u. a. Beschwerden von Untertanen wegen Verletzung ihrer
Rechte. Änderungen in der Staatsverwaltung oder -Verfassung sowie in Haus- oder
Familiengesetzen, die Gesetzgebung, die Bestimmung neuer Geschäftsgrundsätze.
Regelungen über das Verhältnis von Staat und Kirche, das Steuerrecht und die Prüfung
und Begutachtung des jährlichen Haushalts zu beratschlagen.70' Zu den Mitgliedern
ernannte Erbgroßherzog Karl für das Jahr 1811 außer den vier Ministem
von Edelsheim, von Gayling. Konrad Freiherr von Andlaw und Ludwig Freiherr
von Hövel die Staatsräte Meier, Brauer, Franz Adam von Schmitz und Joseph
Ruth.7"
Gerade als die Umgestaltung der Verwaltung bekannt wurde, musste Meier einen
schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Nach 38jähriger Ehe verstarb seine
Ehefrau Rosina Wilhelmina am 17.12.1809. Der mit Familie Meier befreundete
Heidelberger Professor Johann Ludwig Ewald verfasste einen Nachruf im Morgenblatt
für die gebildeten Stände. In ihm pries er die Verstorbene als eine „bescheidene
, fromme, sanft und kräftig wie Sonnenlicht um sich herwirkende Frau.
(...) Sie lebte mehr in jener als in dieser Welt, wirkte aber mit der gewissenhaftesten
Pflicht. Treue und der freundlichsten Liebe in dieser Welt, in ihren Kreis
hinein. Hier war sie ganz eigentlich .des Blinden Auge, des Lahmen Fuß." und in
ihren Kreis gehörte Jeder, der Zutrauen zu ihr hatte: ganz wie der Erhabene, der
immer ihr hohes Vorbild war. (...) Eine sorgsamere Gattinn. eine zärtlichere Mutter
, eine treuere Freundinn findet man nicht/'72' Der Tod seiner Ehefrau bedeutete
für Meier und seine Familie einen schmerzhaften Verlust.73)
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