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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
66.2004, Heft 2.2004
Seite: 108
(PDF, 28 MB)
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Band ihres Hauptwerkes Der Preußische Staat und die Juden ihrem Onkel, dem
Weinhändler Moritz Durlacher, zu56 und beschäftigte sich in einer Reihe von For-
schungsarbeiten und Publikationen immer wieder mit der Geschichte des jüdischen
Lebens am Oberrhein bzw. in Baden." Uri R. Kaufmann vermutet, dass Stern in
den 1930er Jahren sogar an einer Gesamtdarstellung der Emanzipationsgeschichte
der Juden Badens arbeitete, die aufgrund des nationalsozialistischen Terrors nie
zustande kam.00 Doch nicht nur das: Wie man der Korrespondenz, die ihr gleichaltriger
Verwandter Ernest B. Weillbh mit ihr führte, entnehmen kann, hatte Selma
Stern schon länger einen ..alten Plan" gehegt, nämlich „eine Geschichte der Weills
zu schreiben"*2*. Ernest B. Weill und offenbar auch andere Verwandte baten Selma
Stern im Sommer 1947. diesen Faden wieder aufzunehmen und eine englischsprachige
Weill-Genealogie zu verfassen. Man hielt die bekannte Historikerin für die
geeignete Person, diesen „schönen Traum" zu verwirklichen. Für die geplante
Publikation hatte sich ihr Verwandter schon weitreichende Finanzierungspläne
für die USA ausgedacht.6'' Die Idee blieb indessen lediglich eine solche: Selma
Sterns vielfältige Verpflichtungen, wohl vor allem die Übernahme der Leitung des
American Jewish Archive, ließen eine solche zusätzliche Aufgabe wahrscheinlich
nicht mehr zu. Stattdessen war es Ernest B. Weill selber, der intensiv weiterforschte
und 1957 eine entsprechende Publikation zur Familiengeschichte vorlegte.64 Die
„Großenkelin des Low Weill in Kippenheim" wurde dafür nochmals um Auskünfte
und Mithilfe gebeten.65 Als Selma Stern nur wenige Jahre später (1960) nach Europa
übersiedelte, wandte sie sich zwar nicht mehr nach Deutschland, sie ließ sich
aber in der unmittelbaren Nähe zu ihrer früheren Heimat in der Grenzstadt Basel
nieder. Somit waren die Gräber ihrer Eltern und ihrer Vorfahren auf dem jüdischen
Friedhof in Schmieheim nicht mehr allzuweit entfernt.

Die Abstammung von südbadisehen Landjudenfamilien führte demnach bei
zwei bedeutenden Personen jüdischen Geisteslebens im 20. Jahrhundert, deren
verwandtschaftliche Beziehung auf diesen Wurzeln gründete, zu sehr unterschiedlichen
emotionalen wie beruflichen Reaktionen. Diese Bandbreite ließe sich durch
weitere Biographie- oder Familienrekonstruktionen unschwer erweitern. Wenn
wir zukünftig „Wege zur Geschichte der Juden am Oberrhein"66 finden wollen,
erscheint es deshalb sinnvoll, dies mit einem wahrnehmungsgeschichtlichen Perspektivenwechsel
zu verbinden. Bei diesem sollte sich die Forschung mehr als bisher
darüber zu vergewissern suchen, ob und welche prägende Kraft die Lebenswelt
der südbadischen Landjuden für die tatsächlichen Erben dieser Kultur hatte.

Anmerkungen

1) So der Titel des Heftes: „Alemannisches Judentum. Versuche einer Wiederannäherung" [= Allmende
13 (1993) Nr.36/37]. Welche Fortschritte die Forschungstätigkeit seit damals gemacht hat. kann an
dieser Stelle nicht besprochen werden. Zahlreiche Beiträge sind publiziert bzw. wieder aufgelegt in
einem umfangreichen Sammelband: Manfred Bosch (Hg.). Alemannisches Judentum. Spuren einer
verlorenen Kultur, Eggingen 2001. Grundlegend zum südbadischen Landjudentum auch: Ulrich

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