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derts bekannte Kommende. Ein Hugo von Fegersheim wurde 1323 als Johan-
niter-Komtur in Schlettstadt genannt.45' Unter der Annahme, dass zwischen den
Niederlassungen des Johanniterordens engere Beziehungen bestanden, könnte dies
ein weiteres, mögliches Bindeglied sein. Allerdings ist davon auszugehen, dass zu
diesem Zeitpunkt eine Familie Vegishein bereits in Neuenburg ansässig war.
Ohne nähere Gründe dafür anzugeben, vermutete Clauss 1895, dass die von
Fegersheim und die (von) Vegis- bzw. Vegesheim derselben Familie angehörten.46'
Diese Auffassung fand dann auch drei Jahre später Unterstützung durch Kindler
von Knobloch.471
Ich hoffe, mit den vorstehenden Ausführungen alle Zweifel daran ausgeräumt
zu haben, dass mit der geographischen Bezeichnung Wegersheim nichts anderes
gemeint sein kann, als das heutige Dorf Vögisheim, seit 1970 nach der Stadt Müllheim
eingemeindet.
Verwunderlich bleibt allerdings, weshalb Abt Johannes Zenlin bei der Eintragung
in das Güterbuch die ungewöhnliche Schreibweise Wegersheim wählte,
obwohl Vögisheim um diese Zeit üblicherweise Vegensheim - wie zwischen 1324
und 1346/47 in den Kelleramtsurbaren des Chorherrenstifts Beromünster in der
Schweiz - geschrieben wurde. Der Austausch der Anfangsbuchstaben „V" und
„W" belastet wenig, und bei dem „r" an Stelle des „n" in der Wortmitte könnte
man schlicht ein Versehen, eine Verschreibung unterstellen.
Es kann jedoch eine weitere Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Das
Kloster Tennenbach unterhielt um 1300 und wohl auch noch später einen Wirtschaftshof
in Neuenburg. In dieser Stadt lebte nachweislich eine Familie Vegis-,
Veges- oder Vegensheim. Diese entstammte vielleicht aus dem Geschlecht derer
von Fegersheim aus dem Elsass. Jedenfalls hatte letzteres Beziehungen zu Neuenburg
. Zweimal fand sich die Schreibweise „Wegersheim" für deren Familienname
. Abt Zenlin könnte im Zusammenhang mit Besuchen des Wirtschaftshofs in
Neuenburg in Kontakt mit dieser Familie gekommen sein oder zumindest Kenntnis
von ihr erhalten haben, woraus sich die abweichende Schreibweise von Vögisheim
herleiten ließe.
Letztlich bieten sich die beiden ähnlich klingenden Orte für allerlei Spekulationen
an. Etablierte sich ein Ableger des sich nach Fegersheim nennenden Geschlechts
tatsächlich in Neuenburg? Ist Vögisheim möglicherweise eine Gründung
dieses Geschlechts, ursprünglich nur eine kleine Hofsiedlung, vergleichbar mit Zi-
zingen, nach dem Namen der Familie aus dem Elsass benannt? Oder entwickelten
sich beide Orte unabhängig voneinander, nachdem sie in alamannisch-fränkischer
Zeit vielleicht einen gemeinsamen Gründer hatten? Brachte Vögisheim ein eigenes
Geschlecht hervor, das sich dann in Neuenburg niederließ?
Die Frage nach einer frühen Besiedlung von Vögisheim kann auch die Archäologie
derzeit nicht beantworten. Zwar wurde im Oktober 1930 ein jugendliches
Skelett unter dem Bruchstück eines großen, dünnwandigen Topfes aus dunklem
Ton gefunden, das vielleicht der Merowingerzeit (etwa 6. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung) zuzuordnen ist. Und 1973 entdeckte man ein Silexartefakt, einen
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