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Der „Türkenlouis". Markgraf Ludwig Wilhelm I.
Markgraf Ludw ig Wilhelm, genannt
..der Tiirkenlouis". auf einem Kunstblatt
von Peter Schenk. Repro: Winfried Studer
Beim Adel wurde selten aus Liebe
geheiratet. Geld und Macht bestimmten
die Wahl. Was ist das schon für eine
Eheschließung, wenn der Ehemann dabei
nicht einmal anwesend ist! Kein Wunder,
dass der 1655 in Paris zur Welt gekommene
Ludwig Wilhelm schon bald die
Mutterliebe entbehren muss. Die Ehe seines
Vaters Ferdinand Maximilian mit der
französischen Prinzessin Luisa Christina
von Savoyen-Carignano ist schon beendet,
bevor sie richtig begonnen hat. Daher wird
der kleine Prinz von den Großeltern in
Baden-Baden erzogen. Er selbst geht aber
1690 eine Liebesheirat ein. nachdem seine
„Inclination". seine Neigung, auf die erst
15 Jahre alte Sibylla Augusta von Sach-
sen-Lauenburs gefallen war. Sie ist eine
außergewöhnliche Frau, die nach dem Tod
ihres Mannes 1707 die Markgrafschaft
regiert.
Schon früh begeistert sich Ludwig Wilhelm für das Kriegshandwerk: Im Alter
von 19 Jahren beginnt seine militärische Laufbahn, zwei Jahre später darf
er ein Infanterieregiment führen. Sein Vater gab ihm den Rat. mit Frankreich
zwar ein gutes Verhältnis zu pflegen, sich aber nie gegen den Kaiser zu stellen
. Als Ludwig XIV. durch seine ..Reunionspolitik" immer mehr Land an sich
zieht, tritt der seit 1677 regierende junge Markgraf 1682 in den Kriegsdienst bei
Kaiser Leopold L Mutig und draufgängerisch, aber mit dem sicheren Gespür
des hervorragenden Feldherrn schlägt er die Türken in mehreren spektakulären
Schlachten, zuletzt 1691 in der Schlacht von Szlankamen. die ihm nicht nur den
Namen ..Türkenlouis" einträgt, sondern auch reiche Beute bringt. Der Kaiser
ernennt ihn nun zum Generalleutnant und überträgt ihm damit die höchste militärische
Würde. Nach ihm sollte sein Vetter und Freund Prinz Eugen von Sa-
voyen diesen Rang erhalten. Als jedoch der Markgraf im Spanischen Erbfolgekrieg
mit dem Oberkommando über die Rheinarmee betraut wird, betrachtet er
seinen erfolgreichen Vetter als Rivalen, den er lieber an der Kriegsfront Italiens
sieht als in Süddeutschland. Prinz Eugen ist inzwischen in Wien zum militärischen
Ratgeber des Kaisers aufgerückt, und dieser verweigert Ludwig Wilhelm
ausreichende Unterstützung bei den französischen Angriffen am Oberrhein.
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