http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0028
senkte sich im Osten des Vindelizischen Landes die Schlesische Pforte ein und
schuf eine Verbindung der Tethys in den mitteleuropäischen Raum (Abb. 4). Die
Folge war eine Überflutung weiter Gebiete zwischen dem Vindelizischen Land im
Süden und der heutigen Nordsee im Norden, und es entstand im Unteren Muschelkalk
ein nur 15 - 35 m tiefes Binnenmeer. In Zeiten vermehrter Frischwasserzufuhr
aus der Tethys wanderten durch die Schlesische Pforte verschiedene marine Tierarten
in das Muschelkalkmeer ein.
Die Gesteine des Unteren Muschelkalks werden aus Dolomitsteinen und wechsellagernden
Kalkbänken sowie hell- bis dunkelgrauen, oft blättrigen Mergelbänken
aufgebaut (Wellenkalk). In der Umgebung von Hasel sind diese Sedimente
etwa 45 m mächtig und auf einige kleinere Vorkommen in den Bruchschollen
nördlich und östlich von Hasel beschränkt (siehe Geologische Karte Abb. 11).
Der Untere Muschelkalk ist stellenweise sehr fossilreich und enthält die Überreste
einer reichen Muschelfauna. Daneben kann man Schalen von Armfüßern (Brachi-
opoden). Stielglieder von Seelilien (Trochiten) und. seltener. Rückenwirbel eines
kleinen Schwimmsauriers (Mixosaurus) finden.
Während des Mittleren Muschelkalks wurde die Schlesische Pforte oftmals
verschlossen, so dass die Frischwasserzufuhr aus der Tethys teilweise vollständig
unterbunden wurde. Die Folge war, dass bei den hohen Temperaturen mehr
Wasser verdunstete als durch die Schlesische Pforte nachgeliefert wurde. Diese
Verdunstung führte, wie in einer Saline oder wie im Toten Meer, zu extremen
Konzentrationen von Salzen und Mineralien im Wasser, die schließlich aus dem
Meerwasser ausgefällt wurden und sich am Meeresboden ablagerten. In der
Gegend von Hasel und Wehr wurde zwar kein Salz abgelagert, dafür bildeten
sich dicke Schichten aus Anhydrit, einem Gipsmineral ohne Kristallwasser, der
in einem Bergwerk bei Öflingen untertage abgebaut wurde. Weil Anhydrit sehr
gut löslich ist, wurde er vom Grundwasser in jüngerer Erdgeschichte teilweise
oder vollständig gelöst und fortgeführt, so dass die Mächtigkeit des Mittleren
Muschelkalks auf dem Dinkelberg von ursprünglich 100 m auf 40 m reduziert
wurde. Infolge der hohen Konzentrationen gelöster Mineralien im Meereswasser
herrschte während des Mittleren Muschelkalks in Hasel und Umgebung eine
sehr lebensfeindliche Umwelt.
In Hasel sind vom Mittleren Muschelkalk nur noch etwa 20 m übriggeblieben.
Hierbei handelt es sich um unlösliche Lehme und die Dolomitsteine des oberen
Bereichs, die in der Bruchzone nördlich und östlich von Hasel sowie im Tunnelbachtal
aufgeschlossen sind. Der Mittlere Muschelkalk ist auf dem Dinkelberg
von großer Bedeutung, denn er bildet den wasserundurchlässigen Untergrund
des Dinkelbergs (siehe Geologische Karte Abb. 11).
Im Oberen Muschelkalk änderte sich die damalige geographische Situation erneut
: zwar blieb die Schlesische Pforte im Osten verschlossen, dafür öffnete sich
aber im Westen mit der Burgundischen Pforte ein erneuter Durchbruch durch das
Vindelizische Land (Abb. 4). Er gewährleistete eine weit effektivere Frischwasserzufuhr
aus der Tethys als die Schlesische Pforte des Unteren Muschelkalks.
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