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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 76
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0078
ein. Er ließ die Verordnung von der Kanzel in der Dorfkirche verkünden. Im
Jahre 1770 wurde ein Wilddieb auf die Galeere nach Venedig geschickt. Zwei
Jahre zuvor ereignete sich folgender Fall: Ein Wilderer wurde im Kampf mit
badischen Jägern verwundet, kam zum Kurieren nach Wildbad. wurde in Neuenbürg
verhandelt (vor Gericht gestellt) und nach Höhen-Neuffen transportiert, wo
er schellenwerken musste. Der Sträfling hat sein Schicksal so beschrieben: ..Man
hat mir ein Hirschgeweih auf das Haupt gebunden und Schellen an beide Füße
geschmiedet, beides mit eisernen Reifen, so dass ich es nicht selber wegheben
konnte. So gefangen musste ich im eigenen Gefängnis mauern und schuften: jeden
Tag 14 Stunden. Als die Arbeit fertig war. wurden wir alle nach Venedig auf
die Galeeren transportiert. 15 Jahre lang saßen wir - an die 200 Mann - in den
Ruderschiffen." Trotz dieser drakonischen Strafen konnte der Jagd-Frevel nicht
vollkommen beseitigt werden.
Kehren wir zu Hebel und seinem Gedicht zurück.

Es fällt auf. dass bei landeskundlichen Publikationen und in der Dichtung der
Begriff Schellenwerken kaum (oder keine?) Erwähnung findet. Sollte Johann
Peter Hebel erst während seiner Karlsruher Zeit auf ihn gestoßen sein, oder wurde
er bei seinen Aufenthalten in den Badeorten des Nordschwarzwaldes erneut
an ihn erinnert?

Aus Hebels Briefen5 wissen wir. dass er sich im August 1799 zur Badekur in
Frauenalb aufhielt und mit dem dortigen katholischen Pfarrer in einer sechsstündigen
Wanderung den Tobel bestieg, den er so beschreibt. „Tobel [heute Dobel]
ist ein hoher Berg hinter Frauenalb. mit einem Wirtenbergischen Pfarrdorf. das
ein sehr wohl eingerichtetes Wirtshaus hat. auf 3 Seiten dunkler Tannenwald umher
, auf der 4 ten eine freie heitere Aussicht über den Rhein. Hier wollte ich alle
Morgen von 6-8 Uhr spatzieren gehen... Ans Arbeiten kam ich selten mit Noth
und Mühe". Der Zufall wollte es, dass dort oben heimatliche Laute an sein Ohr
drangen. Ein vornehmer Herr aus Bern war mit seiner „feinen Dame" zur Nachkur
im selben Gasthof angekommen. Hier alemannische Stimmen zu hören, war
gewiss Balsam für Hebels Gemüt. Dem Vernehmen nach soll er. vom Heimweh
erfasst. auf dem Dobel damit begonnen haben, seine alemannischen Gedichte
niederzuschreiben. Beim einmaligen Besuch blieb es jedenfalls nicht. Am 7. April
1800 schreibt er an seine „verehrteste Freundin" Gustave Fecht, er gehe morgen
„wohin? - Wieder auf den Tobel". Hier, am unübersichtlichen Grenzverlauf zwischen
der markgräflich-badischen und der württembergischen Herrschaft waren
die Wilddiebe besonders aktiv und die Strafen deshalb umso härter. Der Begriff
..Schellenwerk" dürfte zu Hebels Zeiten in diesem Waldgebiet in aller Munde
gewesen sein. Diese Vermutung wird auch durch den Umstand gestützt, dass wir
die lebendigsten Details zum Thema Schellenwerken der Privat-Chronik der Gemeinde
Bembach verdanken, wie oben schon erwähnt. Bernbach gehört heute zu
Herrenalb und ist dem Dobel und Frauenalb unmittelbar benachbart.

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