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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 77
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0079
Auch die Salpeterer im Hotzenwald mussten schellenwerken

Eine ganz andere Gruppe von Menschen, die weder zu den Müßiggängern und
Liederlichen noch zu den Wilderern zu rechnen sind, wurde mit der Strafe des
Schellenwerkens belegt: die Salpeterer.6

Sie kämpften für ihre Freiheit und ihre verbrieften Rechte. 1705 bestätigte Kaiser
Josef I. (1705-1711) den Hauensteinern, dass sie mit der Leibeigenschaft
künftig nicht mehr belegt werden. Sie sei ..in Ewigkeit abgetan und ausgetilgt'*.
Als der Abt von St. Blasien zwei Jahrzehnte später versuchte, die Hauensteiner
erneut zu seinen Leibeigenen zu machen, war die Empörung groß. Der Salpe-
tersieder Hans Fridolin Albietz von Buch reiste 1726 nach Wien, um sich zu beklagen
. Er wurde an die Regierung nach Freiburg verwiesen, dort verhaftet und
starb am 29. September 1727 im Gefängnis. Die Hauensteiner blieben trotzdem
hartnäckig und verweigerten dem Abt Franziskus die geforderte Untertänigkeit.
Diese Haltung blieb nicht ohne Folgen. 1728 erschien eine Kaiserliche Hofkommission
in Waldshut und erzwang mit Hilfe von 900 Soldaten die verweigerte
Huldigung. Die Haupträdelsführer wurden vor Gericht gestellt. Das Urteil gegen
sie wurde am 15. April 1730 verkündet. Martin Thoma. der Haselbachmüller,
wurde zum Tode durch Enthaupten verurteilt, aber schließlich zu lebenslanger
Zwangsarbeit in den ungarischen Bergwerken begnadigt. Johannes Marder, der
Müller von Eschbach, und Blasius Hottinger. der Spielmann von Niedergebis-
bach. wurden zu fünf bzw. vier Jahren Schellenarbeit in der Festung Belgrad
verurteilt und mit der ewigen Verbannung aus der Grafschaft Hauenstein belegt.
38 Salpeterer hatten in Breisach und 18 in Freiburg längere Zeit zu schellenw erken
. Im Herbst 1730 setzen sich Carl Alexander. Herzog zu Württemberg und
Teck, der Kommandant der Festung Belgrad, und Prinz Eugen ohne Erfolg für
die inhaftierten Salpeterer ein."

Hebel hätte vom Schellenwerken aber auch schon in seiner Markgräfler Heimat
und in Basel Kenntnis erhalten können, wie sich aus meinen inzwischen angestellten
Nachforschungen ergab.

Das Schellenwerken spielte auch in den Strafverordnungen der Markgrafen
von Baden-Durlach eine Rolle. In einem General-Decref (Gesetz) an sämtliche
Dienststellen des Markgrafen vom 3. April 1762 stoßen wir auf diese Strafform.
Dabei geht es vor allem darum, wie ..die zum Schellenwerken und öffentlicher Arbeit
verurteilte(n) Verbrecher" ihre Strafzeit nützlich anwenden sollen.

Der Zufall wollte es. dass mir Anfang Februar 2005 die Nachricht über ein Basler
Theaterprojekt in die Hände fiel, das sich mit dem Strafvollzug im Gefängnis
Schellemätteli befasst. Meine Vermutung, der Name könnte im Zusammenhang
mit unserem Schellenwerk stehen, erwies sich als richtig. Aus Anlass der Uraufführung
nahm der Basler Prof. jur. Peter Aebersold in der Basler Theaterzeitung. Februar
05, S. 22 in einem Aufsatz zum einstigen Strafvollzug Stellung. Er schreibt:
..Der Name Schällemätteli erinnert an die Zuchthäuser des 18. Jahrhunderts, die
in der Schweiz Schallen oder Schällenwerke genannt wurden. Zunächst hießen so

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