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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 80
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0082
Nemesis im Vormärz

Der Mord an Kaspar Hauser als Gegenstand
der demokratischen Propaganda

Günter Boll

Der schon zu seinen Lebzeiten aufgekommene Verdacht, dass der 1833 in Ansbach
ermordete Kaspar Hauser der um den badischen Thron betrogene Sohn des
1818 verstorbenen Großherzogs Karl gewesen sei. wurde jenen, die der Karlsruher
Kamarilla jede nur erdenkliche Schlechtigkeit zutrauten, nach dem gewaltsamen
Tod des berühmten Findlings zur empörenden Gewissheit. Schon 1834 erschienen
in Straßburg ..Einige Beiträge zur Geschichte Caspar Hausers nebst einer dramaturgischen
Einleitung", deren Autor Joseph Heinrich Garnier von der Identität
des Mordopfers mit dem 1812 angeblich in der Wiege gestorbenen Erbprinzen
überzeugt war und in den repressiven Maßnahmen der badischen Regierung
gegen jedes freimütige Wort über die möglichen Hintergründe der Mordtat den
offenkundigen Versuch sah. die Verstrickung der fürstlichen Familie in das bis
heute nicht aufgeklärte Verbrechen zu vertuschen: ..Bei der jammervollen Unterdrückung
jedes freien Wortes, worunter jetzt Deutschland ächzet, schleicht die
Wahrheit selbst nur im Verborgenen als furchtsames Gerücht um. während die
Lüge in den offiziellen Blättern allwärts hin ihre freche, schamlose Stirne trägt!"

Spitzelberichte über das unmittelbar bevorstehende Erscheinen einer antimonarchistischen
Schmähschrift, deren Autor den seit 1830 regierenden Großherzog
Leopold als den alleinigen Nutznießer der Beseitigung Hausers ausmachte, versetzten
den badischen Polizeiapparat im Frühjahr 1840 in fieberhafte Aufregung.
Dies geht aus einem Schreiben des damaligen Amtsassessors beim Großherzoglichen
Bezirksamt Müllheim. Philipp Bode (1806 - 1877). an den Bürgermeister des
an der Staatsgrenze zwischen Baden und Frankreich gelegenen Dorfes Steinenstadt.
Johann Franz Weltlin. hervor. Der 1999 in den Besitz des Markgräfler Museums
Müllheim gelangte Brief2 datiert vom 26. März 1840 und hat folgenden Wortlaut:

„Es ist von höherm Orte aus zu meiner Kenntniß gekommen, daß nächster Tage
in Paris eine gedrukte Schrift unter dem Titel:

Kaspar Hauser

der Thronerbe von Baden

Paris 1840

erscheinen werde. Diese Schrift ist das Erzeugniß eines boshaften Lügengeistes
und enthält die schändlichsten und heftigsten Ausfälle, sodaß es schon im Interesse
der Wahrheit und aus sonstigen Rüksichten Pflicht eines treuen Badeners ist,
deren Verbreitung mit allem Ernste entgegenzuarbeiten.

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