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50 große Leute von Basel da. die sich der Kinder annahmen. Alle waren schön
gekleidet u. 3-4 Knaben hatten auf ihren samtenen Kitteln weiße Kreuze auf dem
Rücken, vielleicht zum Andenken an die Johanniter-Ritter. denn sie waren aus der
St. Johannsvorstadt. Auf der Höhe spielte die Musik. Die Knaben und Mädchen
belustigten sich durch Schaukelspiel u. andere turnten. Sie saßen an langen Tischen
im Freien u. man war gerade beschäftigt, ihnen das Mittagessen aufzutragen
. Unter einer Linde stand einer der Basler Herren an einem großen Zuber u.
bereitete den Kindern ein Getränke. Er that zu Wein Wasser u. Zucker; denn Wein
allein wäre zu stark gewesen für die Kinder. Weil der Wirth erklärte, daß er uns das
Mittagessen erst auf 2 Uhr bereiten könne, gingen wir mittlerweile auf das Schloß
Schauenburg hinauf. Die Ruine ist nicht sehr großartig; u. das Schloß war ehemals
so ziemlich ein Rundbau. Im Innern desselben, auf der Spitze des Bergvorsprungs
steht ein kleines, neues, einfaches Häuschen44. Man muß sowohl in das Innere als
zum Häuschen einen Schlüssel haben, um eintreten zu können, den man aber in
einem etwa 5 Minuten entfernten Hofe holen kann. In dem kleinen Häuschen liegt
ein Einschreibebuch, in welches die Besucher von Schauenburg ihre Namen einzeichnen
können. Viele Basler Kinder thaten es u. wir machten es ihnen nach. Wir
sangen hier auf der Höhe das Lied: ..Ich bin so gern hier oben". Weithin in der Ferne
sahen wir nicht: denn der Gesichtskreis war von Wolken verengt u. verschlossen
. Desto besser aber sahen wir in die nächste Umgebung. Voraus lag der Rhein,
dem links ein Nebenfluß zufließt. Gegen Norden hin sahen wir den Dinkelberg mit
der St. Chrischona. rechts hinauf das Rheinthal, im Osten lag das Ergolzthal mit
seinen netten Ortschaften: im Südosten versperrte uns der Hauenstein die weitere
Aussicht. Der Wind blies fürchterlich u. wollte uns die Hüte nehmen, die wir aber
um so fester hielten. Das Schloß Schauenburg ist ganz mit Gesträuch umwachsen,
besonders mit Haselnußsträuchern, von denen wir einige Früchte pflückten, aber
fanden, daß der Kern noch nicht genug entwickelt sei. Etwa V/z Stunde brachten
wir auf der Schauenburg zu. Als wir darauf wieder zu dem Bad hinunter kamen,
schritt uns der Wirth entgegen u. sagte, daß das Mittagessen für uns fertig sei. Wir
konnten aber nicht im Freien essen wie die Basler Kinder, weil hier von diesen
alle Tische besetzt waren, es war daher in einem großen Saal für uns gedeckt.
Unser Mittagessen bestand aus Suppe. Kartoffelschnitzen. Kalbsbraten u. geschälten
Apfelschnitzen mit Wein. Zum Nachtisch bekam noch Jedes ein Stück süßes
Backwerk. Es war 3 Uhr vorüber, als wir mit dem Mittagessen fertig waren. Die
Basler Mädchen machten vor dem Bade Ringel Dtänze u. die Knaben trieben auf
den Matten das Wannenspiel. Wir hätten gerne auch mitgemacht: oder doch noch
länger zugeschaut: aber es war Zeit, den Weg nach Rheinfelden anzutreten.
5. Rheinfelden
Schauenburg war das Ziel unserer Reise gewesen: daher traten wir nach dessen
Besichtigung den Rückweg an. Indessen gingen wir nicht den Weg zurück,
den wir hergekommen waren, weil es in unserer Absicht lag. recht viel Neues zu
sehen, sondern machten einen Umweg. Zunächst kamen wir durch Frenkendorf.
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