Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 112
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0114
der Herr Lehrer noch einen Kaffee bereiten lassen, allein jener erklärte, daß ihm
dies unmöglich sei. indem er dazu die Milch nicht aufzutreiben wüßte. Durch die
leibliche Stärkung und die wohl zweistündige Ruhe lebten wir wieder neu auf. Die
Stadt Kandern ist alt. Ihre Seelenzahl kommt der von Steinen gleich. Früher blühte
sie durch den Bergbau auf. in welchem 200 Bergleute Bohnerz gruben. Es wurde
im Bauernkriege 1525 ein Theil von ihr zerstört. Auch im dreißigjährigen Kriege
hat sie viel gelitten.

5. Die Heimkehr

Abends um 5 Uhr traten wir den Heimweg an. Zur Stadt Kandern hinaus sangen
wir das Lied von .Jung Siegfried". Am Ende der Stadt ist eine Brücke, auf deren
Randmauer wir uns niedersetzten. Links drüben ist das Eisenwerk mit einem Hochofen
"14. Die Knaben gingen hin. es zu besehen. Es ist eine große Schmiede u. eine
kleine mit zwei Groß- u. zwei Kleinfeuern. Wir Mädchen waren dazu zu müde. Nun
warteten wir auf den Herrn Bürgermeister etwa eine Viertelstunde. Beim Weitergehen
lenkten wir in die alte Straße ein. weil sie schattiger war als die neue-. Der
Wea führte bersan. Auch fanden wir Himbeeren. Unser Marsch eins langsam vor
sich. Nach einer Stunde kamen wir auf der Scheideck an. Hier lagerten wir uns im
Schatten. Bald darauf hörten wir die Wäsen rollen, welche uns abholen wollten. Als
sie da waren, setzten wir uns darauf, die Knaben auf den hinteren, die Mädchen auf
den vorderen. Nun begann die Fahrt. Bald waren wir in Schlächtenhaus. Dort hielten
die Wägen beim Gasthaus zum „Rössle" an. Aus demselben trat der Gemeinderechner
von Hüsingen. sagend: er habe nur 3 Schüler bei sich: wo der Herr Lehrer mit
den übrigen geblieben, wisse er nicht. Sie hatten sich beim Heruntersteigen vom
Blauen verloren. Wir Schüler stiegen hier nicht von den Wägen, sondern blieben auf
denselben sitzen. Auf dieselben wurde uns wieder solches Getränk gegeben wie in
Bürglen, was uns recht war. Ehe wir wegfuhren, kam der Herr Lehrer von Hüsingen
mit den übrigen Schülern an, worüber wir uns freuten. Jetzt fuhren wir fort. Als wir
singend an dem Kloster vorbeifuhren, war es schon dunkel geworden, jedoch die
Pfarrerfamilie war noch auf u. der Herr Pfarrer rief uns „Glückauf!"' zu. Nach 9 Uhr
waren wir in Steinen angelangt. Die Eltern u. Geschwister mancher Schüler waren
gekommen, um uns abzuholen. Bei der Wohnung des hiesigen Herrn Bürgermeisters
hielten die Wägen an u. wir stiegen ab. Die Schüler, welche bei der untern Fabrik
wohnten, blieben auf den Wägen sitzen, um bis in das Unterdorf zu fahren.

Fröhlich hatten wir die Reise angetreten u. fröhlich kehrten wir wieder heim. Gott
sei gedankt, daß keinem ein Unfall begegnet ist u. Alle gesund u. wohlbehalten zu
Hause ankamen. Auch dem verehrten Fabrikherrn sind wir Dank schuldig, daß er
uns die Reise nicht nur gestattet, sondern dazu auch noch einen großen Geldbeitrag
gegeben hat. Ebenso dem hiesigen Herrn Bürgermeister u. meinem l.(lieben) Vater
sind wir dankbar, daß sie uns auf der Spazierreise begleitet u. so viel Mühe mit uns
gehabt haben. Noch oft werden wir an diesen schönen Spaziergang denken, u. immer
mit neuer Freude das Gesehene u. Erlebte uns vergegenwärtigen.

Ottilie Haag

112


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2005-02/0114