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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
67.2005, Heft 2.2005
Seite: 126
(PDF, 29 MB)
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gen, ihre Kinder in christliche Hände zur Erziehung zu geben. Die Zahl der Zöglinge
wurde kleiner, so dass es in eine Heimstätte für christliche Kinder aus schwierigen
Familienverhältnissen umgestaltet wurde. Doch nicht nur mit dem Institut hatten
die Köllners Anfangsschwierigkeiten, sondern auch im Dorf selbst mussten sie um
Akzeptanz kämpfen. Erbauungsstunden wurden amtlicherseits verboten. Der Name
..Pietisten" war den meisten Menschen gleichbedeutend mit irgend einer unehrlichen
Verbindung. Viele wussten mit dieser Bezeichnung nichts anzufangen, aber dennoch
wurden die Neuangekommenen mit Argwohn und Misstrauen betrachtet. Doch bald
schätzten die Bewohner des Dorfes die Einrichtung und Freundlichkeit der Familie
Köllner. und nach und nach fanden sich Menschen ein. welche Freude am Wort Gottes
hatten. Dies war besonders an solchen Sonntagen der Fall, wenn in Sitzenkirch,
als Filialgemeinde von Obereggenen. kein Gottesdienst stattfand. Viele Freunde und
Glaubensgenossen gingen jetzt in dem Haus ein und aus. sogar ein Abgesandter des
russischen Zaren machte auf der Durchreise bei den Köllners Halt. Der Schulunterricht
der Zöglinge erfolgte durch einen Hauslehrer. Auch die eigenen Kinder der
Köllners wurden so unterrichtet. Von Frau Köllner wird erzählt, dass man sie oft
schon um 5 Uhr in der Frühe fertig angekleidet in betender Andacht vor ihrer großen
Bibel sitzend oder kniend antreffen konnte. Sie war dann gut und frisch gerüstet für
die vielen Pflichten des Tases. Es waren vier Kinder aus erster Ehe sowie vier Kin-
der aus der Ehe mit Karl Köllner. die den Lebensrhythmus der Familie bestimmten.
Zur weiteren Ausbildung schickten die Eltern sie nach Basel und in ein Internat nach
Le Locle, wo sie Sprachen. Kunst und Musik studierten, um später in Sitzenkirch
den Hauslehrer abzulösen. Der Erfolg blieb nicht aus. Freunde aus Basel brachten
bald ihre Töchter nach Sitzenkirch, um ihnen eine gute Schulbildung zu ermöglichen
. Den Eltern wurden ihre Kinder zur Stütze, waren sie doch auch im großen
Haus und in der Landw irtschaft tätig.

Die Exodusgemeinde von Sitzenkirch 1833 - 1836

Im Gegensatz zur Welt der Aufklärung gewannen in dieser Zeit aber auch die
Erscheinungen des Hellsehens und der Telepathie eine neue Bedeutung. In Basel
bildete sich ein Kreis von Personen, die schon mit Frau von Krüdener gezogen
waren und mit innigster Anteilnahme die Zeichen der Zeit betrachteten. Würden
doch bald die Wehen der Endzeit anbrechen, und damit könnte der Augenblick
kommen, den ..Exodus", den Auszug nach einem Bergungsort zu vollführen. Auch
Karl Köllner wurde mit diesem Kreis bekannt, wohl durch den in Obereggenen
amtierenden Pfarrer Johann Jakob Schneider, den Sohn des Basler Verlegers und
Buchhändlers Felix Schneider.

Charlotte Köllner schildert in ihren ..Erinnerungen an meinen Vater" die Gewinnung
Köllners für die Gemeinschaft folgendermaßen: ..Der große Emst dieser
Männer im Streben nach einem göttlichen Wandel, ihr Gebetseifer, ihre hohen Erwartungen
von dem. was die nächste Zukunft bringen würde, war in ihren Reden so

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